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An Johann Friedrich Cotta
Erlauben Sie mir noch eine besondre Bitte bey dieser Sendung hinzuzufügen. Ich habe seit einiger Zeit eine Sammlung sogenannter Autographen an- [126] gelegt, daß ich nemlich suche und wünsche, von bedeutender Männern der gegenwärtigen und vergangenen Zeit ein eigenhändig Geschriebenes zu erhalten und zu besitzen; besonders in dem löblich pädagogischen Zweck, meinen Knaben durch diese sinnlichen Zeugnisse auf bedeutende Männer der Gegenwart und Vergangenheit aufmerksamer zu machen, als es die Jugend sonst wohl zu seyn pflegt.
Sie könnten mir daher eine besondre Gefälligkeit erzeigen, wenn Sie ein Stammbuch, es wäre gebunden oder in Blättern, dergleichen auf Academien immer zu finden sind, anschafften und die würdigen Männer um sich her, in Stuttgart und sonst in Schwaben, um die Einzeichnung eines freundliches Wortes und ihrer Namens Unterschrift, in meinem Namen ersuchten. Sonst war es hergebracht, daß reisende dergleichen Bücher mit sich herumführten; warum sollte man sich nicht auch dergleichen aus der Ferne erbitten dürfen?
Könnten Sie mir auch außerdem noch alte Stammbücher um einen proportionirten Preis verschaffen; auch Briefe und was sich sonst für Denkmäler der Handschriften gelehrter und bedeutender Männer voriger Zeiten vorfinden; so geschähe mir ein besonderer Gefallen. Ein Blättchen von der Handschrift Herzog Carls würde ja auch wohl irgend zu haben seyn.
Verzeihung!
G.
[127] Da sich mir nach eingezogener Erkundigung eine Gelegenheit darbietet 3000 rh allhier ohne Verlust ausgezahlt zu erhalten, gegen Assignationen in der Letzten Leipziger Meßwoche zahlbar; so ersuche Dieselben mich besprochnermassen damit gefälligst zu versehen.
Zugleich wünschte zu erfahren ob ich das Manuscript zum 4. Ihnen bey Ihrer Rückreise zuzustellen; welches letzte mir soviel lieber wäre, da es mir ausser der Sicherheit noch die Hoffnung gewährte Sie wiederzusehen. Das beste wünschend W. d. Apr. 1806.
Goethe.