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An Carl Friedrich Zelter

Jena den 12. Oct. 1805.

Seit dem Empfang Ihres lieben Briefs ist es sehr bunt um mich her zugegangen, und ich benutze eine ruhige Stunde in Jena, Ihnen einige Nachricht von mir zu geben. Vor allen Dingen ersuche ich Sie um eine gefällige Anzeige, wie weit Sie mit der Musik zur Glocke gekommen. Ich möchte sie auf die alte Weise nicht geben, weil man durch eine erste Aufführung ein Stück für immer constituirt, und das Publicum nachher auch selbst das bessere nicht aufnehmen mag. Indessen ist freylich die Zeit vergangen und der Prolog erscheint wahrscheinlich eher gedruckt, als ich ihn bey uns recitiren lasse. Indessen hat auch das soviel nicht zu sagen, wenn es nur nicht gar zu spät wird. Sagen Sie mir daher doch bald, was ich zu hoffen habe? Ich habe mich so leidlich wohl befunden und manches mehr vorbereitet, als gethan. Ich habe mich mit gewissen Gegenständen der Naturlehre beschäftigt, und will suchen, meine Farbenschrift gegen das Frühjahr vom Stapel laufen zu lassen. Von dem wunderbaren Mystiker hätte ich Ihnen gern noch einige Stellen übersetzt, ehe ich sage, wer es ist, aber ich konnte auch leider! nicht daran kommen.

[68] Von der Aufführung meines Götz habe ich weiter nichts gehört, als was Sie mir schreiben. Die Blätter, die von solchen Dingen allenfalls klatschen, kommen mir nicht zu Gesicht. Sagen Sie mir doch noch etwas darüber, und schicken mir einen Zettel.

Unsre Erbprinzessin ist wohl; der junge Prinz auch. Das hieraus entspringende Vergnügen war durch den Tod des Herzogs von Oels unterbrochen, der kurz nach der Taufe starb.

Ich bin herüber nach Jena gegangen, um noch vor Winters einiges anzuordnen und abzuschließen, im Glauben, daß so eine Anstalt, die unsterblich ist, auch interessiren könnte, und schließe mit den besten Wünschen für Ihr Wohl.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1805. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-71C6-D