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An Sulpiz Boisserée

[28. Juli 1826.]

Sie erhalten hiebey, mein Werthester, sechs Aushängebogen des neusten Hefts von Kunst und Alterthum, möge darin Sie manches ansprechen. Ich habe[99] einiges Alte vielleicht Veraltete mit eingeschaltet; der gleichen Dinge werden am schicklichsten nach dem dreißigsten Band meiner Werke aufgeführt werden. Doch mag zum Versuche das hingehen.

Ihre Bemerkungen kamen zu rechter Zeit; die bewußten Stellen konnten nach Ihrem Sinne eingeschaltet werden.

Zelter blieb acht Tage bey mir und es ward mir stärkend, in der Nähe dieses vorzüglichen Mannes auch nur kurze Zeit zu leben; er brachte, mit seiner tüchtig gründlichen Individualität, den Nebenklang des Berliner wundersamen Elements mit, wodurch ich denn freylich in ganz fremde Regionen versetzt ward.

Nächstens werde das Heft Kunst und Alterthum geendigt sehen und mich alsdann auf die Wanderjahre werfen; ich lasse mir offenes Feld und will nicht voraus wissen, was es werden soll, mit Gefahr in's Humoristische zu gerathen.

Von naturwissenschaftlichen Betrachtungen bin ich deshalb ganz abgeschlossen. Ich finde mich in diesem Fach, in einer gar wunderlichen Lage; die mit mir übereindenken, handeln wacker und trefflich, so daß ich nichts hinzuzufügen brauche; mit den Gegengesinnten ist eben so wenig zu sprechen, als ob man sich mit der fremdesten Völkerschaft unterhalten wollte, und so bringt das Entgegengesetzte dieselbe Wirkung hervor: das Schweigen. Das Interesse strebt indessen immerfort, und ich wünsche zu erleben, daß mir Raum [100] werde, mich über so würdige Angelegenheiten in einigem Zusammenhange zu erklären.

Sollte etwas Einzelnes gelingen, was Ihren Wünschen gemäß wäre, so werd es gewiß nicht vorenthalten.

treulichst

Weimar den 26. Juli 1826.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1826. An Sulpiz Boisserée. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-71D7-7