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An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck

[Concept.]

Eine mit dem Postwagen abgehende Sendung soll eigentlich nur andeuten, daß ich gegen soviel Freundliches und Bedeutendes doch auch irgend etwas dankbar zu erwidern als Pflicht fühle.

[249] Ew. Hochwohlgeboren haben früher geäußert, daß Sie bey mir verborgen liegenden osteologischen Kupferplatten für Ihre Acten zu benutzen wünschten; zu diesem Entzweck lege ich eine bey (A), den Schädel des jungverstorbenen Cassler Elephanten von vorn und hinten vorstellend, auch die Zeichnung des erstern (B), damit das Maaß der Verkleinerung deutlich werde. Sodann folgt derselbe Schädel von der Seite (C) und von unten (D), da denn die Frage entstünde, ob diese beiden unter Aufsicht des werthen und einsichtigen Herrn d'Alton verkleinert und gleichfalls in Kupfer gegraben würden. Freylich kommt es darauf an, ob diese Dinge gegenwärtig, nach so bedeutenden Vorschritten der Wissenschaft, noch das Interesse haben wie für mich vor mehr als dreyßig Jahren; die Hauptbedeutung schien mir zu seyn die Sichtbarkeit der Suturen, nicht weniger das beynahe Schnabelartige der obern Kinnlade und das Zwischenknochens, wie solches von der Seite und von unten besonders auffällt, gegen die viereckte Gestalt eines völlig ausgewachsenen, wovon ich zu schnellerer Vergleichung zwey Zeichnungen, eine von vorn (E) und eine von unten (F), gleichfalls beylege.

Herr d'Alton fügte wohl einige Worte Commentar hinzu; denn ich bin doch zu weit von jenen Regionen, als daß ich mit Entschiedenheit und Klarheit darin wirken könnte.

Auch bitte mir wissen zu lassen, ob Herr d'Alton[250] die doppelte Sendung: den doppelten Gypsabguß eines fossilen Zahns und ein kupfergestochnes Porträt, abgegangen den 2. November, wohl erhalten habe.

Schließen darf ich nicht ohne anzuzeigen, daß Herr Professor Oersted uns auf seiner Durchreise mit seinem Besuche wahrhaft beglückt hat. Ich versäumte nicht, ihm das Schreiben des Herrn Neeff vorzulesen, worauf er denn ganz ohne Aufstand den Gedanken billigte und eine Vorrichtung besprach, welche Hofrath Döbereiner, der sich so eben bey mir befindet, auszuführen im Begriff steht. Das Resultat, es sey von welcher Art es wolle, vermelde sogleich; es ist immer ein Schritt weiter auf diesem wichtigen Pfade.

Gedenken Sie mein zu Ende des Jahrs und lassen uns im neuen immer in thätiger Wechselwirkung vor wärts gehen.

Mit Herrn Grafen Kaspar Sternberg bin seit unserm heitern böhmischen Zusammenseyn in fortdauernder wissenschaftlicher Verbindung geblieben, wodurch denn auch die Unbilden des Winters nicht gemildert worden.

Möge Ihnen fortan alles gelingen und mir noch eine Weile gegönnt seyn, daran freudigen Antheil zu nehmen.

Weimar den 29. December 1822.

[251]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1822. An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7238-7