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An Christiane von Goethe

[Ilmenau] Am 28ten Aug. 13.

Ich machte zeitig auf ohne mich des Tags zu erinnern. Ein Kranz mit Glück auf! von Bergr. Voigt, den mir Dienemann ans Bette brachte, erinnerte mich erst. (f. No 1.) ich war noch nicht angezogen, als ich Durchl. den Herzog, den Prinzen und Gefolge herankommen sah und eilte auf der Straße entgegen. Da gab es freundliche Begrüßungen, und kaum waren sie auf meinem Zimmer als drey kleine Mädchen mit Sträußen und Goldpapier Bogen auf Tellern hereintraten. Das Gedicht (No 2.) von Serenissimo entdeckt ich zuletzt. (No 3.) vom Grafen Etling. (No 4) noch unbekannt. (No 5) von Fritsch. Kaum hatte man sich damit bekannt gemacht so traten drey Mädchen herein, jede einen Krug haltend; sie rezitirten ihre Gedichte, (No 6. 7. 8.) gar hübsch und als die letzte mir den Kranz aufsetzte, küßte ich sie gar behaglich, und hohlte es bey den andern nach.

Bald hierauf kamen die Mütter und Grosmütter mit den Enckeln und kleinsten Kindern und brachten eine bekränzte Cartoffel Torte. Welche so heiß sie [429] war dem Prinzen Bernh. fürtefflich schmeckte. Und so war unerwartet ein sehr artiges, mannigfaltiges, wohlgemeyntes ja rührendes Fest entstanden, wo ich im Sürtout und ohne Halsbinde figurirte. Soviel für diesmal. Ich siegle damit es bey nächster Gelegenheit abgehe. Das war also auch wieder ein guter Rath der mich nach Illmenau hinwies. Daß ich unterwegs heiter war saht ihr aus den Verslein. Gestern war ich sechs Stunden zu Pferde, welches mir sehr wohl bekam. Meine überraschende Ankunft machte viel Spas. Möget ihr dergleichen genießen!

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7273-0