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An Johann Heinrich Merck

Ilmenau, 24. Juli 1776.

Wir sind hier und wollen sehn, ob wir das alte Bergwerk wieder in Bewegung setzen. Du kannst denken, wie ich mich auf dem Thüringer Wald herumzeichne; der Herzog geht auf Hirsche, ich auf Landschaften aus und selbst zur Jagd führ ich mein Portefeuille mit. Geht aber auch bald wie sich's gehört. – Laß den Wein nur liegen bis zur rechten Zeit, und schicke den Rest auch mit. Denk doch an ein Stück hübschen Tischwein, einen Sechziger etwa, eine Mittelforte. Wenn wir auf dem Land sind, führen wir die Wirthschaft selbst, und befinden uns besser dabei. – Hab mich immer lieb, glaub, daß ich mir [90] immer gleich bin, freilich hab ich was auszustehen gehabt; dadurch bin ich nun ganz in mich gekehrt. Der Herzog ist eben so, daran denn die Welt freilich keine Freude erlebt; wir halten zusammen und gehen unsern eignen Weg, stoßen so freilich allen Schlimmen, Mittelmäßigen und Guten für'n Kopf, werden aber doch hindurchdringen, denn die Götter sind sichtbar mit uns. Addio! Grüß die Mutter.

Lenz ward endlich gar lieb und gut in unserm Wesen, sitzt jetzt in Wäldern und Bergen allein, so glücklich als er seyn kann. Klinger kann nicht mit mir wandeln, er drückt mich, ich hab's ihm gesagt, darüber er außer sich war und's nicht verstund und ich's nicht erklären konnte, noch mochte.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1776. An Johann Heinrich Merck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-729F-0