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An Christoph Heinrich Kniep

[Concept.]

Mein lieber Kniep. Ich hoffe Sie sind mit der Bestellung für Thurneisen, ich wünschte zu hören, wie weit Sie sind. Schreiben Sie mir doch [28] auch was ich noch außerdem bei Ihnen bestellt habe? ich habe es würcklich vergessen.

Nun aber habe ich Ihnen eine gute Nachricht zu geben. Ich habe Ihre Zeichnungen an mehreren Orten gezeigt und Sie dadurch, auch durch das, was ich von Ihnen gesprochen dergestalt empfohlen, daß ich Ihnen sogleich eine ansehnliche Bestellung ankündigen und Ihnen auf einige Jahre Arbeit vielleicht verschaffen kann.

Sie müssen mir aber vorher einige Fragen beantworten.

1) Was ist gegenwärtig bey Ihnen bestellt und wie lang haben Sie zu arbeiten, bis Sie damit fertig sind?

2) Wenn ich sogleich 20 Zeichnungen von verschiednem Formate bestelle, wie lang denken Sie wohl daran zu arbeiten, und in welcher Zeit ohngefähr könnten die Blätter von Neapel abgehn?

3) Was verlangen Sie Für die Zeichnungen von verschiednem Formate?

Ganz groß wie das Theater von Tauromina.

Mittelgröße wie Neapel Pestum pp.

Klein wie die Ruinen des Herkules Tempel.

NB. Es sollen 14 Blätter in Farben und sechse in Braun seyn.

Ferner gestehe ich Ihnen gerne zu, daß Sie etwas mehr als bisher für das Blatt nehmen. Dagegen müssen die Zeichnungen mit der größten Sorgfalt gemacht [29] werden und besonders am Papier und am aufkleben keine Sorgfalt gespart seyn. Denn die Liebhaber für die Sie arbeiten sind sehr akkurat.

4) Das Geld wird wie bisher an Herrn Hackert gezahlt, und Sie erhalten es gegen Ablieferung der Zeichnungen. Dabei sichern Sie mir zu daß ein für meine Bestellung gearbeitetes Blatt nicht etwa einem durchreisendem Liebhaber überlassen werde.

5) Melden Sie mir ob Sie diesen Sommer die Tour von welcher Sie mir schrieben gemacht, und von welchen besonders schönen Gegenständen Sie Contoure und Studien gemacht haben. Schreiben Sie mir ein Verzeichniß von 20 bis 30 Zeichnungen und ihren Gegenständen, welche farbig oder braun zu machen sind, damit ich wählen kann. Auch die Formate.

6) Studiren Sie die Bäume und Vordergründe und Figuren wohl nach der Natur, überhaupt wenden Sie allen möglichen Fleiß an, denn wenn diese Bestellung gut ausfällt; so kann eine doppelt stärkere erfolgen; allein wie schon gesagt, Sie müssen sich dazu halten, damit die Luft nicht verrauche. Und wenn das Glück gut ist; so kann diese Einleitung für Sie von wichtigen Folgen seyn.

Ich bitte Meyern in einem Briefe, daß er sorgt daß ich bald und recht deutliche Antwort habe, da er doch der Sekretair des Hauses ist und besser schreibt als Ihr andern; so ist er wohl so gut selbst die Antwort abzulassen.

[30] Nun wünsche ich Ihnen Glück mein lieber Kniep zu der neuen Einrichtung und der guten Gesellschaft von Meyern und Tischbein. Ihr seyd gewiß recht vergnügt und fleißig. Genießen Sie der guten Tage. Der Herzogin von Weimar habe ich auch von Ihnen gesagt, und wünsche daß Sie für diese Dame einige recht schöne Stücke machen und sie ihr in Neapel präsentiren möchten. Ich bezahle Sie durch Herrn Hackert.

d. 19. Sept. 88.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1788. An Christoph Heinrich Kniep. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-72B1-4