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An Johann Friedrich Blumenbach

Weimar den 23. Februar 1807.

Ew. Wohlgeboren

haben hoffentlich das kleine Paket mit den Carlsbader Steinen erhalten, das ich vorlängst abschickte, und gedenken unserer wohl in allem Guten, sowie unsre glücklich zurückgekehrten Flüchtlinge noch sehr lebhaft sich der guten Stunden erinnern, die sie mitten in den verworrensten Zeiten bey dem ruhigen und frohen Naturforscher zugebracht haben.

Gegenwärtig habe ich einen Wunsch vorzutragen, und es ist der, daß wir bey einer neuen Ausgabe von Winkelmanns Werken, zu der Anstalt gemacht wird, uns auch jener Umarbeitung des Aufsatzes über die Baukunst, welchen Ihr Herr Sohn im Manuscript besitzt, bedienen dürften.

[272] Ich habe, da er mir früher mitgetheilt war, eine Abschrift davon für die geheime Schatzkammer unserer Bibliothek machen lassen und wir erbitten uns nunmehr die Erlaubniß zum öffentlichen Gebrauch. Könnten wir das Original zu näherer Durchsicht nochmals auf einige Zeit erhalten, so würde der Abdruck desto correcter ausfallen.

Daß in so zerstörenden Momenten unsere Jenaischen Sammlungen verschont worden, hat Sie gewiß gefreut. Für die mineralogische besonders wäre es Schade gewesen, da sie in ihrer Art große Vorzüge hat.

Das botanische Institut ist auch noch ziemlich davongekommen, obgleich der Aufseher viel gelitten hat und das Wohnhaus übel behandelt worden ist. Wir haben Ihrem guten Neveu D. Voigt die Aufsicht übertragen und ich bin eben daran, ihm das Häuschen wieder einrichten zu lassen. Ich habe ihn bey Gelegenheit, als ich den Batschischen Nachlaß von Schulden befreyte und, was der Gesellschaft angehörte, in Ordnung bringen ließ, genau kennen lernen und habe mich über den graden Sinn und die Thätigkeit des jungen Mannes sehr gefreut. Ich hoffe für das Institut und sonst viel Gutes von ihm.

Leben Sie recht wohl, empfehlen Sie mich den werthen Ihrigen und allen, die sich in Göttingen meiner freundlichen erinnern mögen. Müßte ich diesen Sommer nicht nach Carlsbad, so sähen Sie mich gewiß bey sich, denn ich habe wieder so manche Fragen [273] gesammelt, die nur dort von Lebenden und Abgeschiedenen beantwortet werden können.

Goethe.


Gedenken Sie doch mein, wenn Ihnen eine merkwürdige Handschrift alter oder neuer Zeit durch die Hände geht.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1807. An Johann Friedrich Blumenbach. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-72F8-8