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An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

endlich einmal in Jena zu wissen war mir sehr erfreulich, weil mir, ohngeachtet Zeit und Umstände mich hinderten Sie selbst zu begrüßen, doch nunmehr[141] die Hoffnung blieb, daß, zu Wiederholung einer solchen Fahrt, der Entschluß eher könne gefaßt werden.

Unserer wissenschaftlichen Angelegenheiten machen sich sehr schön; Serenissimus zeigen, auch abwesend, viel Antheil und senden so kostbare als instructive Gegenstände und Bücher. Möchten Ew. Excellenz sich einmal die Zeit nehmen, an Ort und Stelle Altes und Neues zu beschauen.

Die Erklärung der Steinschrift sende ehstens mit meinen frühern Vorarbeiten die ich aber aus Ungeduld fahren ließ und glücklicherweise die Sache in die besten Hände brachte. Nur werde ich bitten vor der Hand die Papiere als Geheimniß bey sich zu behalten. Vulpius ist gut und brav, aber seine Thätigkeit an zwey Journalen läßt ihn die Dinge manchmal übereilen. Da Fürst Metternich einen so freundlich Antheil genommen, so wird die Sache ernsthaft und ich wünschte eine ordentliche Herausgabe, wobey man den Wiener Freunden und Gönnern etwas Unangenehmes erzeigen könnte. Vielleicht giebt das Pipinische Document einigen Aufschluß und dann wäre es gar hübsch beides zu einer Dissertation zu verbinden.

Ew. Excellenz Beyfall zur magischen Acquisition macht mich sehr glücklich. Es ist wirklich ein ganz eigen Sachsen-Weimarisches Monument von der wunderlichsten Art. Der Bibliothekar wird schon deshalb Recherchen machen.

[142] In der famosen Preßangelegenheit geschieht freylich spät was gleich hätte geschehen sollen. Wie man den Muth hatte die Isis gleich auf die Ankündigung zu verbieten, so war man in integrum hergestellt und man konnte dem närrischen Volke, das doch einmal schwatzen und gellen will, hinterdrein alle Freyheit erlauben wenn sie auf den Exceß Verzicht gethan hatten.

Doch was haben wir nicht beide darüber gesagt und geschrieben! Ja ich muß aufrichtig bekennen daß ich unsern guten Fürsten bedaure dem diese Angelegenheit manche trübe Stunde gemacht hat und der in die freie Welt gehen mußte, um sie nach seinem Gefühl entscheiden zu können.

Wegen Luthers Fest will ich mir's gesagt seyn lassen und Ew. Excellenz Wünsche sollen mich über die Bedenklichkeiten stärken, die sich alsobald regen, wenn man mit denen akademischen Herrn zu thun hat. Wegen Erfindung der Medaille will mit Meyern conferiren und zunächst Bericht erstatten.

Gute Nachricht von Ihrem Herrn Sohn theilen Sie mir ja wohl baldigst mit.

von alters her und immer von neuem angeeignet

Jena d. 23. Juny 1817.

Goethe. [143]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7341-7