[270] [279]2/347.

An Johann Kaspar Lavater

[Frankfurt, 24. Juli 1775.]


Wie ist's mit Zimmermann gegangen? Wo ist er iezzo? Wenn er zurückkommt, soll er bey mir wohnen! Vergiss nicht ihm das zu schreiben. Bitte Hrn. Schulz um einige Silhouetten von meiner Frazze und schick sie gelegentlich. Hast an die Phisiognomik gedacht und schickst du mir bald was. Hier über die Silhouetten der Fr. v. Stein und Marchesa Brankoni. Such sie gleich auf, und leg sie hierüber.


[279]
Stein Brankoni
Festigkeitunternehmende Stärcke
Gefälliges unverändertes Scharf- nicht Tiefsinn.
Wohnen des
Gegenstands
Behagen in sich selbstReine Eitelkeit
Liebevolle Gefälligkeit Feine verlangende
Gefälligkeit
Naivetät und Güte,Wiz, ausgebildete Sprache
selbstfliesende Rede Wahl im Ausdruck
Nachgiebige Festigkeit,Widerstand
WohlwollenGefühl iherer selbst.
TreubleibendFassend und haltend.
Siegt mit NezzenSiegt mit Pfeilen.

Ich wollte du überließest mir sie und die Fr. v. Löv zum zweiten Theil, sie müssen so rein als möglich gestochen werden. Ich kommentirte sie und schickte dir sie zu Anmerckungen über und machte dann erst ein Ganzes draus. So sollt es überhaupt mit dem ganzen zweiten Theil geschehen. Aber du Schwancker! –

– Cassir doch, ich bitte dich, die Familien Tafel von uns, sie ist doch scheuslich. Du prostituirst dich und uns. Meinen Vater lass ausschneiden und brauch ihn als Vignette, der ist gut. Ich bitte dich recht inständig drum. Mit meinem Kopf mach auch was du wilt, nur meine Mutter soll nicht so da stehn. Hast du noch einige Abdrücke, schick mir sie mit denen, [280] um die ich auf beyliegendem Zettel bitte, es ist um den Vater heraus zu schneiden.

Finden sich die Zeichnungen von Füeßli, die du mir schencktest, so schick sie doch auch. Dancke für die Chodowiecki und die andern.

Hier Linien von Fettmilchs Kopf. Das kurz- und starrsinnige drückt sich auf dem schlechten Kupfer, wovons genommen ist noch stärcker, hat auch zugleich etwas thierisch -niedriges das der Umriss nicht hat.

Was hältst du von der Idee? Wär in Silhouetten herrlich auszuführen. Du kennst Hogarths Schönheitslinie von der Verzerrung bis zum Leblosen.

Der reine Punkt der Schönheitslinie ist die Linie der Liebe Stärke und Schwäche stehn ihr zu beyden Seiten. Liebe ist der Punkt wo sie sich vereinigen. Gieb mir Beyträge dazu, und wir wollen ein herzigs Capitelgen machen. Vielleicht kein ganz unreiner Faden aus dem grosen Gewebe ausgezogen.

[281]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1775. An Johann Kaspar Lavater. An Johann Kaspar Lavater. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-734B-4