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An Carl Friedrich Zelter

Ich versäume nicht Ihnen sogleich für das Packet, das ich durch Herrn Grafen von Lichtenberg erhalten habe, bestens zu danken. Fahren Sie fort mir die Comödienzettel gelegentlich zu schicken, wenn die Sammlung auch nicht ganz vollständig seyn sollte.

Da das Theater ein gedrängtes Leben darstellt, so sind die Schicksale von Ebbe und Fluth auch desto auffallender. Indessen recroutirt sich doch alles mehr oder weniger bald, denn es steht doch noch immer manches Talent im Hintergrunde.

Meine Theaterschule, wozu Unzelmann mir den ersten Anlaß gab, ist schon auf 12 Personen angewachsen. Nächsten Donnerstag wird von ihnen das erste Stück, mit allem Apparat, jedoch bey verschloßnen Thüren, vorgestellt. Ich hoffe viel Gutes von dieser Bemühung.

Könnten Sie Sich wohl genau um den jungen Locheri, Sohn des königl. Balletmeisters, erkundigen, er ist beym Cadettenhause in Berlin angestellt. Wir brauchen in unsern Verhältnissen mehr einen Mann der den Tanz versteht, als der tanzt, einen der eine leichte Methode im Unterricht und Geschmack zu theatralischen Arrangements und Divertissements hätte. Er ist hierher empfohlen und ich möchte gerne durch Sie näher von ihm unterrichtet werden.

[324] Mit unserer Litteraturzeitung geht es recht schön; es haben sich schon recht wackere Auswärtige für uns erklärt.

Möchten Sie nicht gleich den letzten Jahrgang der musikalischen Zeitung, der eben jetzt abgeschlossen worden, vornehmen, mit Rückblick auf die vorhergehenden. Mich däucht es wär' eine schöne Gelegenheit über das ganze musikalische Wesen im allgemeinen etwas zu sagen und künftige Urtheile einzuleiten.

Den Almanach habe ich selbst noch nicht; er muß aber nun bald erscheinen. Ich weiß nicht wodurch er aufgehalten worden.

Von unserer dießjährigen Kunstausstellung, welche ganz interessant geworden, sollen Sie nächstens hören.

Leben Sie recht wohl und lassen mich nicht lange ohne Nachricht von sich.

Weimar am 10. Oct. 1803.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1803. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7387-B