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An Friedrich Schiller

Mit der heutigen Abendpost will ich Ihnen nur einige Worte sagen wie wir ohngefähr stehen:

Von dem Prolog lasse ich zwey Abschriften machen, gleichlautend mit Ihrem gedruckten. Der von mir veränderte Periode, den Sie aufgenommen haben, wird eingeschaltet.

Für die Recitation hier habe ich eine andere Ausgabe veranstaltet, und die Mimen und Aeren bey Seite gebracht, dagegen den Wallenstein ein paarmal genannt, damit man nur irgend ohngefähr verstehe was wir wollen. Wie anders ist es was man mit sich und unter Freunden ins zarteste und besonderste arbeitet! und was der fremden Masse im [283] allgemeinsten vorgetragen werden soll! Sie werden darüber noch das wunderbarste bey dieser Gelegenheit erleben und hören.

Übrigens geht noch bis jetzt alles ganz erwünscht. Der Saal sieht sehr artig aus und der größte Theil ist vergnügt und erfreut darüber, so daß die einzelnen Widersacher ein sehr böses Spiel haben.

Das Vorspiel geht recht artig. Es war heute Probe auf dem Theater. Wir müssen aber auf die geringste Veränderung Verzicht thun. Bey der Schwierigkeit eine so neue und fremde Aufgabe mit Ehren zu vollenden, klammert sich jeder so fest an seine Rolle, wie ein Schiffbrüchiger ans Brett, so daß man ihn unglücklich machte, wenn mans ihm wacklig macht.

Ich arbeite nur daß alles Einzelne heraus gehoben werde und sich ans Ganze anschließe.

Das Soldatenlied liegt bey, womit das Stück anfangen soll. Die Musik wird morgen früh in Ordnung kommen und ich hoffe bald soll alles wohl im Hause stehen.

Ich will Sie nicht eher herübersprengen als nöthig ist, denn es ist noch nicht einmal wahrscheinlich daß wir Mittwoch spielen. Sobald aber Prolog und Vorspiel so eingelernt sind daß Sie solche mit Vergnügen hören könnten, so schicke ich einen Expressen. Halten Sie sich daher parat um abgehen zu können.

Die Capuzinerpredigt schicken Sie mir ja, sobald sie fertig ist. Sonst ist alles besorgt und die Abschriften, [284] von denen ich zu Anfang des Briefes sprach, gehen morgen Abend an Schröder und Posselt.

Übrigens ist eine Vorrecension der Aufführung, so wie des Effects, den das Stück gemacht hat, schematisirt und kann in einigen guten Stunden fertig werden. Da ich mich einmal auf das Element der Unverschämtheit begeben habe, so wollen wir sehen wer es mit uns aufnimmt.

Indessen bleiben Sie ruhig bis mein Bote kommt. Sollte sichs morgen zeigen daß wir Mittwoch nicht spielen, so erfahren Sie's Dienstag durch einen Boten.

Übrigens kann ich Sie versichern, daß der Hauptzweck erreicht wird, einige wenige, die dem Prolog zugehört haben, glauben, so wie die Schauspieler selbst, daß sie doch nun so ziemlich wüßten wie es damals ausgesehen habe.

Leben Sie recht wohl und seyn Sie nur so fleißig als möglich.

Wegen der Kupfer wird Meyer das seinige thun; leider liegt auf diesen Dingen der Fluch daß sie immer übereilt werden müssen. Grüßen Sie Ihre liebe Frau.

Weimar am 6. October 1798.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-73A0-2