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An Sulpiz Boisserée

Am 6. März Nachts ist ein Paquet mit allem Nothwendigen und Erforderliche von hier abgegangen, welches den 14., als dem Datum Ihres lieben Briefes, schon hätte in Stuttgart seyn sollen, wo es denn [329] nun auch wird angekommen seyn, worüber ich nächstens Nachricht hoffen darf.

Möge ich denn zugleich erfahren, daß die Schwankungen Ihrer Zustände sich wieder gesetzt haben. Diesen Winter ist [es] mir körperlich ganz wohl gegangen; ein leidliches Befinden war aber auch nöthig, um den Todesfall des Kaiser Alexander zu übertragen, der, wie ein Blitz vom heitern Himmel, in unsere glücklichen fürstlichen Familienverhältnisse hereinschlug und so mit auch alle die nächsten Verhältnisse zum Erschüttern brachte.

Von dem letzten Hefte Ihrer Steindrücke konnte ich auch noch nicht mit Freude und Theilnahme sprechen. Jetzt nur soviel: da die vorigen schon so vortrefflich waren, denkt man doch immer, es werde noch besser. Die Predigt gegen den Ketzer ist abermals ein hoher Triumph der Lithographie.

Der Umriß des Charons ist auch sehr gut und charakteristisch gerathen. Treiben und helfen Sie, was Sie können, daß uns das ausgeführte Blatt des Künstlers gewiß und bald zu Theil werde. In der neuern Kunstgeschichte macht es auf jeden Fall Epoche. Man kann bey dieser Gelegenheit doch einmal über ächte Symbolik ein vernünftiges Wort sprechen.

Leben Sie recht wohl, empfehlen mich den lieben Ihrigen und erlauben mir in dem so wichtigen Geschäft Ihre geneigte Theilnahme fort und fort in Anspruch zu nehmen. Herrn v. Cotta viel Gutes und Freundliches! [330] Sobald ich Nachricht habe, daß meine oben gedachte Sendung angekommen, vermelde ich das Weitere. Mein ganzes Geschäft ist indeß, das abzudruckende Exemplar auf's allerbeste auszustatten im unsichern Leben treulich festhaltend

Weimar den 20. März 1826.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1826. An Sulpiz Boisserée. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-73A6-5