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An Christiane von Goethe

Da ich Dienstags nicht schreiben konnte, so will ich sehen, diesen Brief früher als Sonnabend zu dir zu bringen, und dir von mancherley Dingen Nachricht zu geben.

[218] 1.) Was das Treutersche Haus betrifft, so liegt ein Blatt an Genast, nach deinen Gesinnungen bey, welche mit den meinigen völlig übereinstimmen. August denkt eben so, und wir finden beyde kein großes Unglück, wenn auch am Ende die Planke wieder hergestellt und unser Garten um so viel kleiner würde. Dieß ist die beste Gesinnung, um nicht übertheuert zu werden. Kann man dieses Besitzthum auf eine Leidliche Weise acquiriren, so ist es etwas anders.

2.) Was den Saul betrifft, der sich nicht finden will, so wären drey Personen denkbar, denen ich ihn gegeben hätte: erstlich Genast, zweytens Wolff, drittens Fräul. von Knebel. Erkundige dich deshalb, finden muß er sich.

3.) Das Holz des Wacholderbaums hebe ja sorgfältig auf und laß nichts mehr davon zerschneiden. Es ist viel kostbarer als wir jetzt denken: denn dergleichen ist unter keiner Bedingung wieder zu haben, und ich würde nicht rathen ein größeres Möbel daraus machen zu lassen, sondern kleinere Dinge, womit es aber noch Zeit ist: denn das Holz kann immer noch austrocknen.

4.) Was deine beyden Schränkchen betrifft, so wird August den Sonnabend, wenn er hinüberkommt, das Maaß nehmen, und alsdann will ich dir hüben ein Paar, wie du sie verlangst, von Pappelholz machen lassen, welches gut in die Augen fällt und ein Zimmer sehr putzt. Auch arbeiten die hiesigen Tischer ungleich [219] besser und wohlfeiler als die Weimarischen. Die Sache wird mit Herrn Obrist von Hendrich besprochen und August betreibt sie alsdann.

5.) Was die Hof Trauer betrifft, so brauchst du mir niemals den Zettel zu schicken. Richte du dich vielmehr darnach: denn es schickt sich immer, daß du Hof Trauer trägst, wie du es Dießmal auch gethan hast. Von Frankfurt laß dir kommen, was für gut gehalten wird, daß du bey den Vermählungsfeyerlichkeiten, in wiefern du dazu gezogen wirst, anständig erscheinen kannst.

6.) Den Brief von Schlossern habe ich erhalten; es ist leider nur Verlust daraus zu ersehen. Indessen da die ganze Welt verliert, so wollen wir uns nicht ausschließen.

7.) Frau von Knebel hat ein Hütchen für dich bestellt, welches hoffentlich fertig wird, um mit den Boten Sonnabend anzukommen. Das ihrige wonach es gemacht wird, ist freylich niedlich genug.

8.) Wenn du etwas weißt, was Carolinchen Vergnügen machte, so sage es mir entweder, oder wenn du die Sachen von Frankfurt verschreibst, laß ihr auch etwas mitkommen.

9.) Die schwarzen Beinkleider sind angekommen und passen gut. Den Schwarzen Hofrock laß mir zu einem Frack umändern. Die alten Beinkleider will ich für Heinrich schicken. August will meinen alten Überrock haben.

[220] 10.) Der Frau von Heigendorf empfehle mich vielmals. Sobald es hier freundlich wird, soll sie förmlich eingeladen werden. Wenn sie sich einrichtet ein paar Tage hier zu bleiben, so wollen wir schon für ein artig Quartier sorgen: denn in einem Tage hin und wieder zu fahren ist für sie und das Kind nicht rathsam. Alles übrige Sonnabend mit dem Boten.

Jena den 29. März 1810.

G.


11.) Federnelken, und zwar gefüllte, erhältst du, sobald es rechte Zeit ist, sie zu verpflanzen. Das allzufrühe hilft nichts. Auch schicke ich Rapontica Samen, welchen zu säen es auch noch Zeit hat. Hebe nur dazu einige sonnige Beetchen auf.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-73E0-3