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An Charlotte von Stein

Ich muß noch einige Tage bleiben es ist mir so ruhig und still hier und ich mögte doch die 4 Spezies[220] in der Algebra durchbringen. Es wird alles darauf ankommen, daß ich mir selbst einen Weeg suche über diese steile Mauren zu kommen. Vielleicht treff ich irgendwo eine Lücke durch die ich mich einschleiche.

Übrigens hat Wiedeburg eine treffliche Methode.

Wir haben dich öffter zu uns gewünscht die Gegend ist gar annehmlich leider das Wetter nicht zum besten.

Von Personen, Charakteren, Geschichten hab ich dir allerley zu erzählen. Die Engländer bleiben hier es sind gute Leute, doch werden sie nicht das Glück machen wie iener Schweizer.

Ich habe an Wilhelm geschrieben und dencke nun bald auch dieses Buch soll glücken, wenn es nur nicht mit allen diesen Dingen so eine gar wunderliche Sache wäre, es lässt sich daran nicht viel sinnen und dichten, was freywillig kommt ist das beste.

Vielen Danck für dein Briefgen. Grüse auch meinen italiänischen Freund. Knebeln verdriests daß mehrere sind die auch nach diesem Lorbeer laufen.

Heute ist hier Jahrmarckt, leider gar schlecht Wetter, sonst wäre es doch lustig.

Lebe wohl Donnerstag oder Freytag sey ich dich. Behalte mich lieb grüse Ernsten, Steinen und die Schwester.

Jena d. 23. May 86.

G. [221]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1786. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-73E9-2