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An Carl Ludwig von Knebel

Die wenigen Worte, welche ich hier, bey Gelegenheit, daß meine Frau zurückgeht, vernehmen lasse, nimmst du, theurer Freund, gewiß liebreich auf, und läßt dir von meinen Frauenzimmerchen manches erzählen als Vorrede zu dem, was ich bey meiner Rückkunft mündlich zu überliefern gedenke. Eines jedoch kann ich nicht übergehen, daß ich so glücklich [66] gewesen bin, den guten Staatsrath Langermann in Töplitz, zwar nur eine Stunde, aber eine sehr gehaltreiche, zu sehen. Er ist so tüchtig und thätig wie immer, ja seine Verdienste kommen um so mehr zum Vorschein als er in einer Zeit wirkt, an der nichts mehr zu halten, und in einem Staat, der nicht mehr zu retten ist. So sehr man sich über ihn, seine Klarheit und Unermüdlichkeit freut, so sehr betrübt man sich, daß solche Vorzüge in dem allgemeinen Ruin mit zu Grunde gehn. Doch wenn Deutlichkeit über die irdischen Dinge von so großem Werth ist, so muß ich gestehn, daß seine Unterhaltung mir wahren Vortheil verschafft hat.

Ich fange nur abermals ein neues Leben in Carlsbad an, wie ich hoffen kann, mich durch Ruhe ins Gleichgewicht zu setzten, das ich denn doch bisher mitunter verloren habe. Dazu wünsche ich mir und uns allen bessere Witterung als uns die vergangenen Monate brachten, wodurch Gesunde gehindert und Kranke beschädigt wurden. Ich habe einige hübsche Acquisitionen gemacht, die dich auch freuen werden. Ich habe allerley Erfahrungen und Kenntnisse mitzutheilen und bin überzeugt, daß es bey euch an Thätigkeit auch nicht gefehlt hat. Und so lebe wohl! Empfiehl mich den deinigen und allen Freunden und wandle heiter in deinem Garten, bis ich dich daselbst aufsuche.

Carlsbad den 14. August 1812.

G. [67]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-73EC-B