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An Carl Friedrich Zelter

Sie erhalten den verlangten Brief, den ich mir gelegentlich wieder erbitte. Ich glaube wohl, daß Judas Ischarioth in Berlin wenig Glück gemacht hat. Man muß ein Sonntagskind seyn, wenn man das Verdienst eines solchen Gegenstandes gewahr werden will. Dagegen findet sich in dem Verzeichniß der Berliner Ausstellung manche Seite, ja manches [227] Blatt, worauf geschrieben stehet, was auf dem Gemählde nicht zu sehen ist und nicht zu sehen seyn kann.

Daß ich nicht an Ihren Vorlesungen Theil zu nehmen im Stande bin, thut mir sehr leid. Zwar ist es meiner Natur gemäß an einem kleinen Orte zu leben; aber das schlimmste ist, daß man da fast nichts zu genießen hat, als was man sich selbst auftischt, da man an großen Orten oft und bequem zu Gaste gehn kann.

Bey Gelegenheit des zu Gaste Gehens fällt mir ein irdisch Bedürfniß ein, das Sie recht gut befriedigen können. Schicken Sie mir doch mit dem Postwagen einen halben Scheffel ächte märkische Rübchen, nur lassen Sie solche gut emballiren, damit sie nicht gleich von der Kälte leiden. Dagegen sende ich nächstens wieder einige griechische Früchte, die den großen Vorzug haben, daß sie Leib und Seele zugleich erquicken. Tausend lebe wohl.

W. d. 16. Dez. 1804.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-74BB-2