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An Peter Christian Wilhelm Beuth
Ew. Hochwohlgeboren
überraschen mich abermals durch eine unschätzbare Gabe. Hier erscheint die Kunst vollkommen selbstständig, indem sie sich sogar unabhängig erweist von dem, was dem edlen Menschen das Höchste und Verehrungswürde bleibt, von der Sittlichkeit. Will sie sich aber völlig frey erklären, so muß sie ihre eigenen Gesetze entschieden aussprechen und bewähren, wie es auch hier geleistet ist.
Verzeihung dieser improvisirten Äußerung, hier wäre Anlaß zu vielem.
Der neuere Künstler, der von der unbedingten Kunst meist keinen Begriff hat, denkt: wenn in seinen Werken irgend ein Geschichtliches, Sentimentales, Frommes pp. ausgedruckt oder angedeutet ist, er habe seine Schuldigkeit gethan, und merkt nicht, daß im Reiche der Kunst sich alles höheren Betrachtungen unterzuordnen hat, wie solches Ew. Hochwohlgeboren praktisch bewundernswürdig zu fördern wissen.
Sodann aber darf ich Dieselben auf die Wiener Jahrbücher der Literatur und zwar deren letztes Heft von 1830 wohl aufmerksam machen und den Wunsch hinzufügen: Sie mögen daraus einigermaßen abnehmen, wie anhaltend sich die Weimarischen Kunstfreunde mit [126] Betrachtung des ersten Bandes der unvergleichlichen Musterbilder beschäftigt und sich daran geraume Zeit ergetzt und belehrt haben, hiernach aber den immerfort tief empfundenen, leider verspäteten Dank geneigtest annehmen. Wir gehören gewiß zu denjenigen, die das Werk anzuerkennen Meister zu verehren wissen, dessen weitausgreifende Wirkungen wir uns möglichst zu vergegenwärtigen suchen.
Verzeihen Sie die vom Augenblick abgeforderten Äußerungen; wollt ich sie näher überlegen und schicklich aufstellen, so ginge die Zeit hin, und ich müßte doppelt und dreyfach an der unangenehmen Empfindung leiden, welche den redlichen Schuldner niemals verläßt.
Haben Sie ja die Güte von Zeit zu Zeit solche Sterne in meine immer stiller werdenden Nächte hereinleuchten zu lassen.
Weimar den 22. Februar 1831.