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An Friedrich Schiller

Das ist denn freylich kein erster Act, sondern ein ganzes Stück und zwar ein fürtreffliches, wozu ich von Herzen Glück wünsche und bald mehr zu sehen hoffe. Meinem ersten Anblick nach ist alles so recht und darauf kommt es denn wohl bey Arbeiten, die auf gewisse Effecte gerichtet sind, hauptsächlich an. Zwey Stellen nur habe ich eingebogen; bey der einen wünschte ich, wo mein Strich lauft, noch einen Vers, weil die Wendung gar zu schnell ist.

Bey der anderen bemerke ich so viel: der Schweizer fühlt nicht das Heimweh, weil er an einem andern Orte den Kuhreigen hört, denn der wird, so viel ich weiß, sonst nirgends geblasen, sondern eben weil er[12] ihn nicht hört, weil seinen Ohr ein Jugendbedürfniß mangelt. Doch will ich dieß nicht für ganz gewiß geben. Leben Sie recht wohl, und fahren Sie fort uns durch Ihre schöne Thätigkeit wieder ein neues Lebensinteresse zu verschaffen. Halten Sie sich auch wacker im Hades der Societät und flechten Sie Schilf und Rohr nur fein zum derben Stricke, damit es doch auch was zu kauen gebe.

Gruß und Heil.

Weimar am 13. Jan. 1804.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-74D4-8