37/160.
An Joseph Sebastian Grüner
Ew. Wohlgeboren
darf nicht verläugnen, daß ich seit einiger Zeit einem freundlichen Schreiben von Ihnen mit einer gewissen Ungeduld entgegen sehe. Am 3. October ist ein Kistchen mit Mineralien durch die fahrende Post abgegangen das mein Andenken bey Ihnen, indem es einiges Angenehme brächte, abermals erneuen sollte. Einige Nachricht von Ankunft dieser Sendung wäre mir in manchem Sinne erwünscht, auch wird schon eine neue zusammen gelegt.
Sodann aber habe zu vermelden, daß die zwey bey Denenselben hinterlassenen Kisten hier noch nicht angekommen. Sie sind mir in vielem Sinne wichtig, besonders auch weil die sämmtlichen Schätze von Boden und Albenreuth darinne befindlich. Haben Sie die Güte, mir anzuzeigen, auf welchem Wege sie abgegangen, vielleicht verursachte das Unglück von Hof einigen Aufenthalt; doch wird der Spediteur gar leicht ausmitteln, wo sie in's Stocken gerathen. Mir ist sehr viel daran gelegen, sie zu erhalten, weil ich eben jetzt an der Redaction meiner und, ich darf wohl sagen, unserer Papire bin. Haben Sie die Güte, mich baldigst darüber aufzuklären und mir zugleich von dem Wachsthum Ihrer Sammlung und Correspondenz umständlich zu melden.
[253] Hiebey folgen ein paar Blättchen, wenn Sie solche gefälligst an die Aufschrift bestellen und mir gelegentlich eine Antwort zusenden wollen, so würden Sie mich sehr verbinden.
Nun aber nichts mehr als die treufreundlichsten Grüße.
ergebenst
J. W. v. Goethe.