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An Aloys Weißenbach

So angenehm es mir ist, mich in der Gegenwart mit Künstlern über ihre Arbeiten zu unterhalten, so unmöglich wird mir dies in die Ferne. Man muß erst über gar manche Maximen einverstanden seyn, ehe man über ein Kunsturtheil wechselseitig klar werden kann. Verzeihen Sie daher, wenn ich auf Ihr Trauerspiel »der Brautkranz« nur so viel erwidere, daß für uns der Dialog zu ausführlich ist, und fast durchaus die Handlung allzusehr retardirt. Wäre das Stück um ein Drittel kürzer, so dürfte es wohl auch auf unserer Bühne versucht werden. Doch eine solche Operation, die nur dem Autor geziemt, würde diesem selbst schwer werden, weil eben der ausführliche gemüthliche Ton durch das ganze Stück geht und ein vorzügliches Verdienst desselben ausmacht. Mehr sage ich nicht, als daß ich bedauere, daß die [305] Entfernung mich hindert, Ew. Wohlgeboren und Ihre theuere Gattin persönlich kennen zu lernen. Das Manuscript folgt hierbey mit Dank zurück.

Weimar, 3. März 1809.

Goethe. [306]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Aloys Weißenbach. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-74ED-1