7/2318.
An Charlotte von Stein
Wie danck ich dir meine Liebe für das Briefgen, ich bin hier still und wohl. Ich habe einige Geschäffte besorgt und den Wissenschafften obgelegen.
Algebra ist angefangen worden, sie macht noch ein[219] grimmig Gesicht, doch dencke ich es soll mir auch ein Geist aus diesen Chiffern sprechen, und wenn ich den nur einmal vernehme; so wollen wir uns schon durchhelfen. Einige botanische Kenntnisse sind auch zugewachsen und so gehts dann immer weiter.
Behalte mich nur recht lieb. Über Ernsten bring ich Starckens Meynung mit.
Die Engländer finden sich hier ganz wohl. Sie haben ein schönes Quartier bey Griesbach bezogen und scheinen eine gute Sorte Menschen.
Knebel grüßt und hofft auf eine Übung zur Italienischen Sprache. Ich habe eine Stunde bey Valenti mit abgewartet er hat eine gute Methode.
Mein Mund ist besser, ich hoffe bald wieder menschlich auszusehn.
An Wilhelm hab ich geschrieben und bey ieder Seite hoffe ich auf die Freude sie dir vorzulesen. Einige Sorge hab ich doch für dieses Buch.
Lebe wohl Liebe mich wie du mit im Herzen bist und bleibst.
Grüse Fritzen und Stein und Ernsten und die schwesterliche Liebe. Adieu.
Jena d. 21. May 86.
G.