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An Carl August Steifensand
Ew. Wohlgeboren
auf die freundliche Anfrage vom 20. December wo nicht eine befriedigende, wenigstens einigermaßen beruhigende Antwort zu ertheilen, muß ich, wie schon längst öffentlich geschehen, in Betracht zu ziehen bitten: daß es mir unmöglich fällt, die an mich gesendeten, [181] oft sehr bedeutenden Werke wie sich's gebührte zu erwidern. Eine solche Sendung trifft mich oft, indem ich ganz in einem andern Felde als dasjenige ist worin der treffliche Verfasser sich bewegt. Phrasen mag und darf ich nicht machen, und so bleibt denn manches ohne wohlverdiente Erwiderung.
Ihr verdienstliches Werk habe im Laufe des Jahrs mit unserm vortrefflichen Leibarzt Vogel, dessen praktische Verdienste Ihnen gewiß nicht unbekannt geblieben sind, gelesen und besprochen. Wir erfreuten uns an den wohlgesammelten, erweiterten, geordnet Erfahrungen, an einer methodischen Stellung des Ganzen. Hierbey überzeugten wir uns: daß Sie, auf Ihrem Wege fortschreitend, sich und andern praktisch und theoretisch fernerhin bedeutenden Nutzen stiften würden.
Allein indem Sie diese Worte lesen, werden Sie selbst bekennen daß sie, wenn schon aus der Betrachtung Ihres Werks hervorgegangen, doch eigentlich nichts enthalten was für Sie von Bedeutung wäre. Eine speciellere Theilnahme jedoch an Ihrem Werke, welche Sie eigentlich fördern könnte, ist mir in meinem hohen Alter und in meiner Lage nicht vergönnt. In solcher Fällen bleibt mir nichts übrig als mich in Stillen zu freuen, wenn ich sehe daß junge Männer auf dem Wege wandeln, den ich für den rechten halte; ihre einzelnen Schritte jedoch mit Beyfall, Rath [182] und That zu begleiten, wird mir durchaus, wird mir durchaus unmöglich; wie ich denn wohl wünschte daß Sie diese meine gutgemeynten Äußerungen Ihren Freunden und Studiengenossen mittheilen möchten.
Das Beste wünschend und mich zu geneigtem Andenken empfehlend.
Weimar den 31. December 1831.
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