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An Philipp Otto Runge

Weimar den 7. November 1808.

Wie ich es in Carlsbad voraussetze, hat es sich auch gefunden. Ihre Zeichnungen lagen noch an dem Platze, wo ich sie verlassen hatte. Verzeihen Sie, daß ich auf Ihren Brief vom 19. September nicht eher antwortete. Äußeres und Inneres hat sich in diesen paar Monaten bey mir so übereinander gethürmt, daß ich mich kaum durchfinden konnte. Ihre Zeichnungen gehen wohleingepackt an Herrn Gleditsch ab; ich wünsche, daß sie glücklich zu Ihnen gelangen. Könnte es doch bald möglich seyn, daß wir uns einige Zeit mündlich unterhielten; so würde in der Folge auch schriftlich mehr zu sagen seyn.

Daß der unglückliche Ekmark die Erde verlassen hat, gereicht ihm und Andern zum Wohl. Er war[205] Natur nicht ohne Talent, konnte aber eigentlich nichts machen. Was ich von ihm gesehen, waren skizzirte und angefangene Dinge, wie man sie einem Dilettanten verzeiht. Die Noth machte ihn zum Lügner und gewissermaßen zum Schelmen. Seine Natur und sein Unglück erregten Interesse, Zutrauen, und einige Hoffnung; er fand Wohlthäter, die nicht klug aus ihm werden konnten und damit aufhörten, höchst unzufrieden mit ihm zu seyn. Deswegen war er zuletzt unstät und flüchtig, und es ist ihm zu gönnen, daß er aus einem so traurigen Zustand erlöst ist. Soviel für diesmal, mit dem besten Lebewohl und den aufrichtigsten Wünschen.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1808. An Philipp Otto Runge. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7511-7