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An Christian Gottfried Körner

Ihr lieber Brief, theuerster Freund, ist mir in Carlsbad gleich nach meiner Ankunft geworden und hat mich dessen Inhalt sehr erfreut. Nun erhalte von Weimar ein Schreiben aus dem ich eine Stelle sogleich mittheilen muß.

»Die Sühne ist gestern sehr gut gegeben worden und hat ausserordentliche Sensation gemacht. Das Stück packte schnell und ging schnell vorüber, deswegen mir es lieber ward, als der vierundzwanzigste Februar. Die Herzogin wollte den Verfasser wissen.«

Ich war von der guten Wirkung voraus überzeugt und tröstete mich deshalb daß ich weggehen mußte[19] ohne Leseprobe von beyden Stücken halten zu können. Das zweyte wird eben so reüssiren; es ist vollkommend passend ausgetheilt; Frau von Heygendorf hat die Heldin übernommen.

Die Vorhalle, welche den 30. April von Jena abgegangen, wird nun in ihren Händen seyn; sie ist hauptsächlich auf den Effect calculirt, vom Blitz erleuchtet zu werden. Da das Haus einmal einem reichen Pflanzer gehört hat, so wird man die solide Architektur ganz schicklich finden und sich durch das eigne derselben gern in eine fremde Welt versetzt fühlen. Die Zimmer sind auch auf ähnliche Weise zu decoriren angeordnet; zum Walde haben wir Palmen und fremde stachliche Gewächse genug.

Nach Vorstellung des zweyten Stücks soll der Name des Verfassers publicirt werden, wenn er inzwischen nicht sonst auskommt. Ich habe es durchaus vortheilhaft gefunden, die ersten Stücke eines jungen Autors ohne seinen Namen zu geben, damit sich nichts persönliches in den Empfang mische.

Ob ich so glücklich seyn kann Sie im halben Juli in Prag zu sehen hängt noch von vielen Zufälligkeiten ab; Sie sind überzeugt daß ich es herzlich wünsche. Vor Johanni werde ich darüber das Nähere sagen können.

Wenn Ihr lieber Sohn, nach seinem Aufenthalt in dem großen Wien, eine Zeitlang in dem kleinen Weimar ausruhen will, so soll er uns sehr willkommen[20] seyn. Ich wünsche daß ihn alsdann unser Theater anregt etwas auf der Stelle zu schreiben, um es sogleich aufgeführt zu sehen, wozu ihm denn die beyden ersten Stücke ganz freundlich vorleuchten werden.

Das beste Lebewohl!

Goethe.

C. B. den 14. May 1812.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Christian Gottfried Körner. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7520-5