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An Christiane von Goethe

Da ihr so viel und oft schreibt, so ist es auch billig daß ich oft Nachricht von mir gebe. Ich bin nun wieder in Weimar, aber auch gleich wieder von [195] Fremden und Andern umgeben daß es zu gastiren immer Noth thäte; doch will ich's ein und abstellen biß du wiederkommst. Von Jena hast du einen Brief erhalten, heute kommt dein Tagebuch biß zum 27ten incl. darüber ich viel Freude habe. Macht es nur mit allen Menschen recht, verbindet euch mit den zuverlässigen, ergötzt euch mit den Unterhaltenden, und ertragt die Seltsamen und Langweiligen. Übereile dich nicht zu kommen, ob du mir gleich jede Stunde sehr erwünscht und lieb kämest. Wollende das Geschäft besuche August und handle in Heidelberg wie in Franckfurt.

Eberwein ist wieder da, gestern war zum erstenmal Gesang. Günthers und ein Carlsbader Äugelchen Pauline Gotter von Gotha die bey ihnen wohnt waren gegenwärtig auch Fremde. Darauf speißte ich bey Hof auf specialen Befehl des Herzogs. Alles andere geht gut. Nur daß ich in 6 Wochen gar nichts gethan habe und aus einer Zerstreuung in die andre gefallen bin.

Im Hause gehts recht gut. Die ersten Kastanien sind angekommen. Die zweyten, mit dem Eingemachten erwarte ich. Im Theater hat sich manches wohl gemacht. Sargino ist gegeben. Den Fridolin haben wir schon hier, du brauchst ihn nicht mitzubringen. Die Elsermann müßte den Fridolin machen.

Von Werner, Delenschläger und manchen andern Auswärtigen habe ich Grüße an dich.

[196] Kommst du nach Heidelberg so gehe nach deiner Art sachte und Wercke. Was August wohlgethan ist dir das nächste, denen dancke, sey freundlich und wohlgemuth mit Ihnen. Was sich sonst zeigt lehne nicht ab, und schaue ringsumher. Sie hassen und verfolgen sich alle einander, wie man merckt um nichts und wieder nichts, denn keiner will den andern leiden, ob sie gleich alle sehr bequem leben könnten wenn alles was wären und gölten. Adieu lieb Kind. Riemer legt etwas bey. Wenn unser Franckfurter Wesen befestigt ist wollen wir an hiesigen dencken. Mehr nicht.

d. 31. Octbr. 1808.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1808. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7525-C