42/191.

An Friedrich August Schmid

[Concept.]
Wohlgeborner,
Insonders hochgeehrtester Herr.

Von Ihro Königlichen Hoheit dem Großherzoge, meinem gnädigsten Herrn, hätte mir nicht leicht ein angenehmerer Befehl zugehen können als Ew. Wohlgeboren ein so bedeutend nützliches Buch zu übersenden, wodurch mir die erfreuliche Gelegenheit wird mich [223] angenehm belehrender, wenn schon bedenklicher Stunden lebhaft zu erinnern.

Seit unserer damaligen Zusammenkunft und Ihrer gefälligen Schilderung des Altenberger Bergbaues hat mein Interesse an jenen Gegenständen nicht abgenommen, vielmehr ließ ich mir's immer angelegen seyn meine Sammlungen in Bezug auf die Zinnformation, wozu ich damals so schöne Beyträge aus ihren Händen erhielt, nach Möglichkeit fortzusetzen. Was hiezu Sachsen und Böhmen, das Riesen- und Fichtelgebirge, sodann Schweden, England, Spanien, Frankreich pp. lieferten, ward sorgfältig geordnet, und man mußte sich immer der großen Consequenz dieser, zwar sparsam, aber doch weit über den Erdball verbreiteten Formation mit allen ihren mannichfaltigen Begleitungen bewundernd erfreuen.

Wenn nun gegenwärtig das wichtige, von meinem gnädigsten Herrn übersendete Werk in Ihrem Fache die schönste und nützlichste Unterhaltung geben wird; so entziehen Sie den von mir beygelegten Heften Ihre Aufmerksamkeit nicht, und ersehen gefällig daraus wie ich jener willkommen Mittheilungen, auch in späteren Tagen, zu gedenken einen schicklichen Anlaß ergriffen.

Dieses führt mich jedoch sogleich auf die Erinnerung jener merkwürdigen Epoche, und Sie werden mir glauben wenn ich versichere daß Ihre hohe Gebirgsgegend, die mir so eben bekannt geworden war, mir lebhaft gegenwärtig blieb, so daß ich mit dem innigsten [224] Antheil die Schicksale der letzten Tage des Augusts als selbst mitleidend empfinden mußte, indem sich noch die Sorge dazu gesellte daß uns zunächst ähnliches Unheil bevorstehe.

Möchten Sie mir nun aber von irgend bedeutenden Ereignissen des wichtigen Werk, dem Sie vorstehen, und von dessen Fortgedeihen seit jener Kriegsepoche einige Nachricht geben, so würden Sie mich besonders verbinden. Wollten Sie mir auch vielleicht irgend eine Stufe merkwürdigen neueren Vorkommens mittheilen, so würde ich solche an jene früheren Gaben dankbar anreihen. Denn das ist die Hauptbedeutung eines längeren Lebens, daß wir sowohl persönlichen Bekanntschaften als wissenschaftlichem Bestreben, so wie jeder eingeleiteten Thätigkeit eine würdige Dauer durch folgerechte Behandlung zu bestätigen trachten.

Nun aber schließe ich mit der freudigen Gewißheit daß Sie jene Tage männlich überstanden und bis jetzt im Kreise einer liebenswürdigen Familie, der ich mich bestens empfehle, Ihre Wirksamkeit fortgesetzt haben. Wie es mir denn die angenehmste Nachricht war, daß meinem gnädigsten Herrn eine, dießmal der Geselligkeit nicht ganz günstige Curzeit durch Ihren und der lieben Ihrigen willkommenen Zutritt erheitert und belebt worden, wobey Sie sich denn der weit umfassenden, aus wahrhafter Theilnahme entspringenden Kenntnisse dieses fürtrefflichen Fürsten, wie seiner zutraulichen Art sich mitzutheilen, sicherlich werden erfreut haben.

[225] Beyliegende Medaille bitte zum Andenken mannichfaltigen Bestrebens und vieljährig bestehender wirksamer Verhältnisse geneigtest zu bewahren.

Der ich in vorzüglichster Hochachtung die Ehre habe mich zu unterzeichnen.

Weimar den 18. Juni 1827.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1827. An Friedrich August Schmid. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-752C-D