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An Johanna Fahlmer

Liebe Tante.

Wenn wir nur erst ins gleiche kommen, dass iedes seinen Gang geht, ohne den andern mitnehmen zu wollen, wird alles gut werden. Wir treffen uns doch wieder, wenn wir auch hier und dort abweichen! Nur waren wir vielleicht beyde das Hand in Hand gehen zu gewohnt. und wer ist das nicht. pppp.

Meine Schwester führt sich wohl auf. Ihre Wanderschafft, Einrichtung alles macht sie gut. Sie erinnern sich noch des Schimpf und Scheltweegs zwischenBornheim und Franckfurt!

Jezt watet sie nach Art und Lust, und lässt euch alle grüsen.

Wenn der Geist der Erfindung vor mir überstreicht, will ich ihn um so ein Meubel fragen. a l'imitation – das thut er sonst nicht gern.

Aber im Ernst wenns keine Posse ist, so freu ich mich dass der Moralische Wortkram sich abermal[125] prostituirt. Ich mögte einen Pot-pourri oder was für einen sie wollen, mit Moralischen Emblemen undSprüchen vorschlagen.

Für die Romanze danck ich, bitte um mehre.

Dagegen stehn all die zu Diensten die ich aus Elsas mitbrachte.

Das Violingen will ich ausfragen. Und erst Nachricht geben.

Im Packet kommt eine Rezension der hiesigen Zeitung über den Merkur, wo die Herren Wieland den Staub von den Füssen lecken. Ich hab das meinige gethan um den Deinet gegen Wielanden aufzubringen. Hab ihm vorgestellt: wie schändlich es sey dass der Merkur sagt: Die Franckfurter Zeitung sei mit dem Ende 72 verschwunden, da sie doch würcklich noch en toutes lettres existire. Demohngeachtet musst ich die Höflichkeit und Frömmlammsfreundlichkeit pag. 773 sqq. von Seel aus bewundern. Adieu liebe Tante, ich dancke Ihnen in Anders Seele.

Auch für die Communikation der Meynungen über mich. Sie interessiren einen immer, so wenig sie auch Einfluss über und in einen haben mögen oder können.

Addio.

[Frankfurt] 29. Nov. 1773.

G. [126]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1773. An Johanna Fahlmer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7599-A