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An Philipp Seidel

Rom d. 17. Nov. 87.

Auf deinen Brief vom 29. Oktbr. heute soviel.

Ich will an dich und deine Lage dencken, auch deinetwegen an den Herzog und Schmidt schreiben und dir nächstens mehr sagen.

Träuter ist ein Schurcke. Ich habe vor meiner Abreise sehr genau alles abgethan was ich für Verhältnisse mit den Cassen haben konnte. Wenn nun von mir authorisirte Belege Vorschüsse statt baaren Gelds in den Cassen liegen; so hat der Cassier nichts zu verantworten, sondern er hat sie meinem Nachfolger auf Erfordern vorzulegen und der hat zu thun und zu lassen, was er will und wenn die Sache zur Sprache kommt, hab ich sie zu verantworten, das geht aber den Hundsfutt nichts an.

Also rücke ihm ganz gelassen zu Leibe und sag ihm du hättest das bedacht was er dir neulich gesagt hätte und fändest nach deiner Verbindung mit mir nötig mir seine Aüserung zu schreiben, ob er noch etwas zu so sagen hätte sonst würdest du mir seine ersten eigentlichsten Worte melden. Laß dich aber auf weiter nichts ein und bestehe darauf daß du mir schreiben würdest und müßtest und melde mir, was er sagt.

Überhaupt ists natürlich, da ich so lang die grosen Summen Gelds ohne Auf- und Übersicht kommandirt[299] habe, daß die Lumpen auch lumpig von mir dencken. Wie eben die Krechische Sache war. Ich gebe dir also hiermit Vollmacht in jedem ähnlichen Falle, gleich auf Erklärung zu dringen und zu deklariren daß du mir schuldig seyst es zu melden.

Ich habe kein persönlich Verhältniß zu den Cassen, bin keiner (mit Wissen) einen Heller schuldig, fände sich also ja etwas; so könnte mirs lieb sein, daß es bei Zeiten herauskäme, in einem so Complicirten Verhältniß wäre es doch möglich.

Was übrigens, wie ich sage, von authorisirten Belegen, als Vorschüße pp, was noch nicht in Rechnungs ausgaben verschrieben wäre, in den Cassen läge, davon kann und will ich kein Geheimniß machen. Ich habe aber davon niemand als dem Herzog Rechenschaft zu geben. Setze also wie gesagt in jedem ähnlichen Falle den Trumpf drauf: daß du es mir schreiben würdest und verlange nähere Erklärung, um mich benachrichtigen zu können. Lebe wohl. Ich bin gesund und fleißig.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1787. An Philipp Seidel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-75A9-6