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An Georg Heinrich Noehden

Ew. Wohlgeboren

für das bezeigte Andenken verbindlichsten Dank abstattend, übersende sogleich die besprochene Zeichnung. Die beiden Seiten der Medaille, etwas näher zusammengerückt, werden entweder auf dem Titel oder über dem Anfange der Schrift nach gefälliger Wahl gute Wirkung thun und hoffe durch das Ganze unsern gnädigsten Herrn angenehm überrascht zu sehen. Eine gleiche Empfindung wird gewiß bey Ihro Kaiserlichen Hoheit zu erwarten seyn und ich unterließ deshalb wegen der Zuschrift eine vorläufige Anfrage.

Ich füge noch einige Notitzen hinzu, um einer gar artigen Nachbildung des Abendmahls in erhabner Arbeit und der Veranlassung unsere Medaille zu gedenken.

Indem ich nun das Übrige Ew. Wohlgeboren Einsicht und Thätigkeit mit Vergnügen überlasse, darf ich wohl versichern, daß in unserer kleinen Abendgesellschaft, welche immer noch ihren alten Fortgang hat, auch Ihrer öfters gedacht und Ihre freundliche und belehrende Gegenwart vermißt werde. Lassen Sie uns von Zeit zu Zeit vernehmen, wie Sie sich befinden und was Ihrem würdigen Kreise Neues und Bedeutendes sich hinzufügt, erlauben uns auch gelegentlich irgend eine Anfrage, damit das [182] frühere angenehme und nützliche Verhältniß auch in der Folge einer wünschenswerthen Dauer sich erfreue.

Mit den aufrichtigsten Wünschen

ergebenst

Weimar den 6. März 1820.

J. W. v. Goethe.


[Beilage.]

Als Zugabe gedenken wir einer kleinen, länglich viereckten Nachbildung des da Vinci'schen Abendmahls, in Metall ausgeprägt, 6 Zoll lang, 3 1/2 hoch, von Putinati in Mayland gegraben; jedermann wird sie mit Vergnügen betrachten. In den Köpfen der Apostel ist die Verschiedenheit des Charakters recht sehr gut ausgedrückt, und wer die traurigen Reste des Originals, alte Copien oder auch nur R. Morghens schönen Kupferstich in Gedächtniß behalten hat, erkennt hier die Züge jeder Figur wieder. Der perspectivische Grund, wie auch die übrigen reichen Nebenwerke sind mit großer Sorgfalt, ohne die Figuren zu benachtheiligen, ausgeführt.

Um nun zuletzt noch die Veranlassung der Medaille zu erklären, deren Abbildung wir gegeben, sagen wir Folgendes: Ihro Königliche Hoheit der Großherzog von Weimar wurden auf Ihro Reise in die Lombardey mit den Verdiensten des schon mit Tod abgegangenen Mahlers Bossi genau bekannt, sowohl in so fern er einige Composition und Arbeit geleistet, als[183] auch wie er sich bey Wiederherstellung des Abendmahls von Leonard da Vinci die größten und redlichsten Bemühungen gegeben. Sie verschafften daher Ihrer Residenz eine besondere Zierde, indem die eigenen Cartone Bossi's, nicht weniger die Durchzeichnungen verschiedener Copien des großen de Vinci'schen Bildes über die Alpen gebracht wurden, wovon wir oben umständlich Rechenschaft gegeben.

Hierdurch veranlaßt vereinigten sich mehrere mayländische Kunstfreunde und ließen durch den schon gerühmten Künstler Putinati eine Medaille schneiden, deren Abbildung unsere Leser kennen. Der Avers zeigt das wohlgetroffene Bildniß des Großherzogs von Weimar, die Kehrseite aber kleine, gegen einander gewendete Profilköpfe des Leonard da Vinci und des mehr genannten Bossi, mit beygeschriebenen Namen, am Rand umher die Worte: Italia salutata monumentis artium conquisitis patriaeque donatis, und unter den besagten Profilköpfen: Saxonia memor. MDCCCXVII.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An Georg Heinrich Noehden. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-75C4-8