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An Heinrich Schmidt

Sie haben mir, werthester Herr Schmidt, durch Ihre Briefe viel Vergnügen gemacht, durch die Sie [288] mich theils von dem Zustande der so wichtigen Entreprise ferner benachrichtigen und zugleich die vertraulichen Eröffnungen fortsetzen. Nunmehr tritt aber ein Umstand ein, über den ich mich auch ganz aufrichtig erklären möchte, damit ein wechselseitiges Vertrauen nicht etwa gestört werde. Madame Beck, als die Anweisung jenes von Wien aus ihr zugestandenen Vorschusses hier ankam, behauptete, wegen des niedrig stehenden Curses nicht die sämmtlichen hiesigen Schulden auf einmal tilgen zu können, und verlangte, man sollte das noch fernerhin gestunden und ihr Frist geben, von Wien aus diese Posten zu bezahlen. Man schlug ihr dieses ab und sie trat nunmehr mit dem Gesuche hervor, daß man sie bey dem beschieden, daß da sie einmal ihren Abschied genommen und mit der wiener Direction contrahirt, man sie nicht eher hier wieder aufnehmen werde, als bis sie von dort ihre Entlassung erhalten. Ich melde dieses nachrichtlich, damit kein Misverständniß entstehe, wenn Madame Beck über diese Sache nach Wien schreibt. Empfängt sie von dort hinreichenden Vorschluß, daß sie ihre hiesigen Schulden bezahlen kann, so wird man nicht anstehen, sie zu entlassen. Entläßt man sie dort, so wird man kein Bedenken haben, sie hier wieder anzunehmen, weil sie zwar eine sehr wunderliche Frau, doch eine sehr brauchbare Schauspielerin ist. Dabey versteht sich [289] von selbst, daß sie bis zu ausgemachter Sache auf dem hiesigen Theater nicht auftreten, noch auch hier einige Sage erhalten kann. Haben Sie die Gefälligkeit, mir die dortigen Entschließungen zu melden.

Die verlangten Stücke lasse ich abschreiben und werde mir ein Vergnügen machen, damit zu dienen. Empfehlen Sie mich den Herren, die meiner mit Neigung gedenken, auf das allerbeste. Es sollte mir ein großes Stück seyn, wenn die Umstände mir erlauben, bald eine persönliche Aufwartung zu machen. Wenn die Kriegsbewegungen mich nicht verhindert, so gehe ich nach Pfingsten ins Carlsbad und wünsche vorher noch einige Nachricht von Ihnen zu erhalten. Mich bestens empfehlend u.s.w.

Weimar, den 27. März 1807.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1807. An Heinrich Schmidt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-75D7-D