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An Johann Heinrich Meyer

Sie erhalten hiebey, mein theuerster Freund, vor allen Dingen das Actenstückchen wegen dem Auftrag[182] an Künstler zu Nachbildung gut colorirter Gemälde. Denken Sie die Sache nochmals durch; der Anfang ist gemacht und das Weitere liegt jetzt ganz in unsern Händen. Die gegenwärtigen Kriegsläufte machen räthlich, daß man in Venedig und der Lombardie studire, was zu studiren nöthig ist. Es wäre schön, wenn wir in unserm nächsten Hefte die Sache umständlich ein- und ausführten.

Zu meinem Geburtstag ist mir abermals ein kostbarer Martin Schön geworden; ein alter wohlerhaltener Abdruck, nur an den Enden beschäftigt, aber sehr gut aufgezogen; wie wäre es, wenn Sie sich nun auch an diesen Meister machten? Die schönsten Beyspiele sind beysammen, und es wäre doch gut, einmal etwas Auslangendes darüber zu vernehmen.

Nach der Auskunft, welche Doctor Noehden von den Mantegna's in Hamptoncourt gegeben, kann ich einen sehr artigen Aufsatz liefern, den der Schloßvoigt dieses genannten Pallastes künftig einmal übersetzt an die Fremden verkaufen wird. Möchten Sie über die Verdienste dieses außerordentlichen Mannes sich noch im Allgemeinen erklären, in Bezug auf manches, was Ihnen bekannt und denn doch auch in unserer Nähe ist, so wäre es zur Unterhaltung und zum Unterricht höchst heilsam.

Ich habe schon wieder drey Bogen parat zum nächsten Hefte. Freylich, wenn man in der Einsamkeit immer fortwirkt, so häuft sich genug zusammen.

[183] Zu Hebels Gedichten hat eine Sophie Reinhardt zu Carlsruhe geistreiche Radirungen gefertigt, die gleichfalls eine gemäßigte ehrenvolle Erwähnung verdienen.

Wollen Sie auch an das denken, was über die besten Steindrücke zu sagen wäre, so wie wir es früher besprochen, so hätten wir unser nächstes Heft schon über die Hälfte; lassen Sie uns eilen, es kommen ohnehin Unterbrechungen genug.

Endlich sind die versprochenen Schwefelabgüsse von Staatsrath Köhler angekommen, sein hier studirender Sohn hat mir sie überreicht; wir wollen vorerst davon stillschweigen, bis die von Ihro Kaiserl. Hoheit erwarteten gleichfalls anlangen, damit keine unangenehme Empfindung erregt werde. Aus der ganzen Art und Weise sieht man, daß es eine in Petersburg verkäufliche Sammlung ist, wozu es keine besondere Gunst bedarf. Fünf mäßig große Kästchen über einander, wie die italiänischen, aber nicht aufgeleimt die Stücke, sondern eingepackt. Erst Ein Kästchen hab ich entwickelt, sie sind im Ganzen dankenswerth, im Einzelnen erfreulich, nichts entschieden auffallend.

Seit gestern hab ich die Schwefel sämmtlich endlich durchgesehen; anfangs wollen sie nicht recht munden, da man viel bekannte Gegenstände sieht, technisch erträglich, aber nicht geistreich ausgeführt, wie es bey Kameen oft der Fall ist; betrachtet man [184] sie aber aufmerksamer, so findet man einzeln sehr schätzbare Dinge, auch von Gegenständen und Motiven die allerliebsten Sachen.

Beykommendes Büchlein legen Sie Ihro Kaiserl. Hoheit mit meinen unterthänigst aufrichtigsten Gesinnungen zu Füßen.

treulichst

Jena den 1. September 1820.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-75E3-2