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An den Großherzog Carl August

Ew. Königlichen Hoheit

für den letzten glücklichen Abend herzlichsten Dank abstattend, erwähne von kleinen Geschäften und Vorkommenheiten Folgendes:

1. Wegen Anschaffung einer Masse von Birnkernen ergab sich Folgendes:

a) Hoffactor Thierbach in Lobeda erklärte, daß er keinen Birnmost weiter presse und schob die Ursache auf eine erhöhte Auflage, wollte sich also zu einem Beytrag nicht erklären.

b) Heiligenstädt in Camsdorf hatte in dem hiesigen Wochenblatt eine Aufforderung ergehen lassen, sie lothweise zu honoriren.

[250] c) Einige andere Personen, welche sich nächstens beschäftigen, Birnen zu welken, haben versprochen, die ausgeschnittenen Putzen einzuliefern.

d) Nicht weniger ist denn auch auf Holzbirnen Beschlag genommen worden. Was aus allem diesen vielfachen Bestellen und Versprechen sich ergeben werde, muß sich in kurzer Zeit ausweisen; möge es nicht ganz umsonst gewesen seyn!

2. Die befohlenen englischen Bücher sind bey Hüttnern bestellt. Wegen des Vergangenen bitte mir andeuten zu lassen, wie viel Bände der Linnéischen Societät nunmehr Ihro Händen sind; die letzte Sendung ist nicht in die meinigen gelangt. Sodann würde abschließlich vermelden, was bey mir angekommen und wohin es abgegangen worden.

3. Sollte Hofrath Meyer Ew. Hoheit noch nicht aufgewartet haben, um sich Urlaub zu erbitten, so melde denselben hiedurch schuldigst an.

Schon vor zwey Jahren waren wir beide dringend eingeladen; da ich es ablehnen mußte, ruhte die Sache bis jetzt. Nun hat Staatsrath Schultz bey seinem letzten Hierseyn einen nochmaligen ernstlichen Antrag im Namen des Ministers v. Altenstein an Meyer gethan und denselben brieflich wiederholt. Nun läugne ich nicht, daß in vielfachem Sinne eine Reise dahin für uns alle vortheilhaft scheint und ich wüßte nichts zu erinnern, wenn ihm dahin ein drey- [251] bis vierwöchentlicher Urlaub gestattet würde. Von Kunstschätzen und Kunstthätigkeit daselbst wird er die sichersten Nachrichten mitbringen. Sollten jedoch Ew. Hoheit ihm einen Wink geben, worauf er sonst noch zu achten hätte, so würde er auch gewiß gute Erkundigung einziehen. Übrigens beträgt man sich gegen uns von Berlin aus sehr freundlich und behülflich, und es möchte wohl räthlich seyn, ein solches Verhältniß zu hegen und zu pflegen.

4. Möchten Ihro Hoheit dem Hofrath Meyer vor seiner Abreise etwa 8 Stück kupferne Medaillen gnädigst anvertrauen, so würden wir die Schüler der ersten Klasse dadurch höchlich erfreuen. Sie haben sich von oben herein gut gehalten, sowie von unten hinauf, daß sie in den Prämien gleich zu halten sind. Die untern Classen wollen wir auf eine andere Weise, mitunter auch durch einiges Zeichnungsmaterial aufzumuntern suchen.

5. Wegen des Jagemannischen Quartiers und dessen neuern Benutzung wäre wohl als Vorbereitung wünschenswerth, daß Ew. Hoheit die Vorderseite, nach der Straße zu, untersuchen ließen, die sich schon seit einiger Zeit bauchig erweist, damit man nicht, wenn man eingerichtet ist, von einem solchen Mangel überrascht werde.

Mit den treusten Wünschen

unterthänigst

Jena den 22. September 1820.

J. W. v. Goethe. [252]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An den Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-75FB-E