36/53.

An Friedrich von Luck

[Concept.]

Das Zeugniß einer so liebevoll andaurenden Theilnahme einer Neigung, ununterbrochen in Ihrer Folge, erfreut mich, rührt mich und ich erwidere dankbar.

Sind Sie ein Friedliebender, so haben die Zeitungen Sie schon jetzt getröstet, besonders auch die Erklärung der Engelländer, daß es allgemeiner Vortheil sey, das türkische Reich eher zu stärken als zu schwächen; auf diese Weise wollen wir denn uns eine Weile beruhigen.

Was mich betrifft, so sage im Vertauen, daß ich schon vor fünf Jahren mein Vermögen aus Frankfurt gezogen und das Bürgerrecht aufgegeben habe, um die dortige Staatslast nicht mitzutragen. Damals war von einem Verein zu Gunsten des Denkmals noch gar die Rede nicht; dieser besteht aber noch und hat soeben eine Marmorstatue bey Rauch in Berlin bestellt; wenn sie solche irgend wohin auf ihre neuzuerbauende Bibliothek setzen, könnte sich der Einzelne wohl genugsam geehrt finden. Lassen wir die Freunde also gewähren und warten ab, was weiter beschlossen wird oder sich ereignet. Dieses alles ist aber nur Ihnen gesagt, mein Theuerster, und bleibt jedem ein Geheimniß, so wie das Folgende.

Ich habe mich mit einigen Freunden vereinigt, eine vollständige correcte Ausgabe meiner Werke, Schriften [57] und sonstigen literarischen Nachlasses vorzubereiten und eine Einrichtung zu treffen, daß die Ausführung nicht gestört werden könne. Kommt es dazu, so wird alles, was Freunde dafür thun, dankbar anerkannt. Vorerst aber gleichfalls um Geheimniß bittend.

Soviel sage kurz vor meiner Abreise nach Böhmen, wohin ich von Ihren Gegenswünschen begleitet, glücklich zu gelangen hoffe.

Tausend Lebewohl.

Weimar den 8. Juni 1822.

Und nun, da ich abgeschlossen habe, bemerk ich erst, daß gerade der Punct nicht beantwortet ist, worüber der Freund so liebevoll und treulich Erkundigung ausspricht. Ich sage daher: daß es mit meinem Befinden, verhältnißmäßig zu Jahren und Constitution, ganz leidlich aussieht. Kinder und zwey Enkel sind wohl und munter, vom dritten sieht man noch keine Spur. Auch steht es mit meinen übrigen Verhältnissen so, daß ich meinen Zustand dankbar anerkennen muß.

Was ich den Winter gefördert, kommt Ihnen ja wohl auch vor die Hand; denken Sie mein dabey freundlichst.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1822. An Friedrich von Luck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7627-F