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An Samuel Thomas von Sömmerring

Herr Kriegsrath Merck wird Ihnen einen kleinen osteologischen Versuch zugeschickt haben, worüber ich Ihr Urtheil zu hören wünsche, wenigstens werden Sie es als ein Zeugniß meiner Neigung zu einer Wissenschaft aufnehmen können, deren Reize Sie vor Andern empfinden. Der Elephantenschädel ist, hoffe ich, glücklich [3] in Cassel angelangt, obgleich etwas später. Er mußte durch Fuhrleute gehn, da man die große Kiste nicht auf der fahrenden Post annahm. Er ist von vier Seiten für Sie gezeichnet und zwar jede im Umriß und ausschattirt, ich hoffe, Sie werden damit zufrieden sein. Ich will nur die Zeichnungen mit wenig Worten commentiren, und alsdann sollen Sie solche gleich erhalten, meine Geschäfte erlauben mir selten einen Blick in dieses Reich. Zugleich nehme ich mir die Freiheit Sie an die versprochenen Schädel zu erinnern, ich werde sie mit Dank baldmöglichst zurückschicken, meine Mutter in Frankfurt wird gern den weitern Transport übernehmen, wenn Sie ihr solche zuschicken wollen. Allenfalls geschähe mir auch nur mit der Myrmekophaga ein besondrer Gefalle. Herr Blumenbach spricht ihr das os intermaxillare ab, und es ist gewiß an ihr zu entdecken. Ich werde meine Beobachtungen über diesen Knochen fortsetzen, und wenn meine Bemühungen Beifall finden, auch über die übrigen Knochen des Kopfes Vergleichungen anstellen und mittheilen. Das Feld ist so groß, daß man bei eingeschränkter Zeit und Kräften wohl thut, sich ein Winkelchen auszusuchen und es zu bearbeiten.

Wie geht es Ihnen in Ihrer neuen Lage? Lassen Sie bald etwas von sich hören. Haben Sie Nachricht von Forster?

Weimar den 7. Jan. 1785.


Goethe. [4]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1785. An Samuel Thomas von Sömmerring. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-762F-0