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An Friedrich von Gentz

[Concept.]

[28. Februar]

Ew. Hochwohlgeboren

Sendung hat mir ein ganz besonders Vergnügen verschafft. Es erscheint gegenwärtig eine Zeit zu seyn, in der manches erfreuliche von Wien an mich gelangen soll. Die Compositionen des Herrn Grafen von Dietrichstein, welche mir zugleich Ehre und Freunde machen, kommen fast zu gleicher Zeit mit einem allergnädigsten Geschenk bey mir an, wodurch Ihro Huld zu versichern geruht, und welches ich mit dankbarem obgleich beschämten Herzen aufgenommen.

Dem Herrn Grafen von Dietrichstein vermelde ich selbst meinen Dank sobald ich die Lieder gehört, denn ich wünschte daran meinen wahren und gefühlten [52] Antheil zu bezeigen. Gegenwärtiges erlasse ich früher, theils um für die gegebenen Nachrichten bald genug zu danken, theils auch noch einige bitten hinzuzufügen. Fräulein von Kerpen und ihrem glücklichen Bräutigam empfehlen Sie mich zum allerbesten und schönsten. Jedes kleine Blättchen von ihrer geschickten Hand würde mich sehr glücklich machen, und ich bin Ew. Hochwohlgebornen sehr dankbar, daß Sie mir ein solches negoiziiren wollen. Freylich ist wie Sie selbst fühlen, der gegenwärtige Augenblick nicht der günstigste; indessen beraubt sie sich vielleicht eines Blattes aus ihrem Portefeuille oder Zeichenbuche, wofür ich nicht genugsam zu danken wüßte. Aber auch ohne dieß werde ich immer mit Vergnügen das Glück eines so würdigen Frauenzimmers vernehmen.

Unser theuren Freundinn von Eydenberg empfehlen Sie mich ja auf das allerbeste. Ich hatte durch Fr. von Grotthus leider schon ihr Übelbefinden vernommen, und mir daraus ihr Stillschweigen gedeutet. Wie leid thut mir's, daß die Cur des vorigen Sommers ihr nicht so wohl bekommen ist, als uns: denn sowohl der Herzog als ich, genießen davon die schönsten Früchte. Den lieben und holden Prinzessinnen von Curland rufen Sie mich ins Andenken zurück. Von ihrer Frau Mutter habe ich, in diesen Tagen, Brief und Sendung aus Paris erhalten: es sind Medaillen von den neuern französischen Künstlern.

Meine zur Geschichte der Kunst und der Künstler[53] eigentlich zusammengeschaffte Sammlung wird dadurch sehr completirt.

Sehen Sie Fräulein von Ligne, so sagen Sie ihr ja den besten Dank für den allerliebsten Eilboten, den sie mir zu senden so gefällig gewesen. Er soll mir vorreiten und die Pferde bestellen, sobald ich mich wieder auf den Weg mache, um nach Teplitz zu fahren, und ich hoffe nur, um desto geschwinder dort anzukommen.

Dem Fürstl. Claryschen Paare so wie dem Dechanten aller Gutgelaunten bitte mich in's Angedencken zu rufen. Dem letzteren bin ich besonders verpflichtet für das gute Zeugnis das er meinen problematischen Wahlverwandschaften ertheilen wollen.

Möchten Sie sodann bey dem Fürsten Lobkowitz vernehmen, ob der Kasten mit der Musik der Oper Achille angekommen, sodann bey Fürst Lichnowsky, ob mein Brief vom 23. Januar mit einem an des Herrn Grafen von Althan Excellenz eingeschlossenen wirklich angelangt. Ich habe in diesen Tagen nochmals an den Fürsten geschrieben, um die erst jetzt erfolgte Ankunft der obengedachten Dose schuldigst zu melden.

Ew. Hochwohlgebornen sehen, wie sehr ich auf ihre Güte vertraue, indem ich zugleich hoffe, Ihnen durch diese Aufträge nicht allzusehr beschwerlich zu seyn jenem vielfachen Conversationen, sowie bey jenen köstlichen Gastmälern werden Sie die [54] genannten Personen ja wohl mehrmals ansichtig. Wäre mein Magen so gut als der des Capellmeisters Reichardt, welcher versichert sich niemals eine Indigestion gegessen zu haben; so müßte wirklich die Beschreibung der Wiener Gastfreyheit für mich höchst reizend wer den: da ich mich aber vor einem guten Diner eher zu fürchten, als darauf zu freuen habe; so sind dergleichen Aussichten für mich mehr abschreckend als einladend. Doch ist so manches andere in Wien, was mich wirklich recht ungeduldig macht, endlich einmal dorthin zu gelangen wo so viele Personen sich zusammen befinden, denen ich mich verbunden und verpflichtet fühle; und so viele Gegenstände, deren ich mich verbunden fühle; und so viele Gegenstände, deren Kenntniß mir leider abgeht.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1811. An Friedrich von Gentz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7631-8