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An Johann Kaspar Lavater

Lieber Bruder deine Papiere gehn ziemlich ordentlich nach Leipzig, ich thue nichts dran, davon es nicht schlimmer wird. dein Fragment über Wolfen habe weggelassen. Es ging gar nicht. Es wäre hier [139] unendlich lächerlich geworden. Das Kupfer ist zwar wie der Kerl nie ist, doch giebt mich's Wunder dass du dadrinn das mancherley fatale nicht bemerckt hast. Mir dünckt wenn ich auch nichts von ihm gewust hätte hätt ich gesagt dass das wohl ein Virtuos nie aber ein Componist seyn könne. Die garstige Selbstgefälligkeit ohne Drang und Fülle und Dumpfheit.

Ich hatte gehofft mich würdest du herauslassen, da ich dich doch so höflich drum gebeten hatte, und du nicht einen leidlichen Zug von mir hast, indess da es ein Gericht ist das über manche ehrliche Kerls ergeht mags denn seyn.

Herder wird dir auch den Hals voll schelten über sein polirtes Milchgesicht, und den Colosonien Bliz des Fragments dazu.

Adieu. Behalt mich im Herzen. Mir gehts nach dem Rathschlusse der Götter, den ich in tiefer Ahndung ehre. Weimar d. 10. März 77.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1777. An Johann Kaspar Lavater. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7632-6