17/5014.

An Friedrich Schiller

[17. Januar.]

Ob nun nach der alten Lehre die humores peccantes im Körper herumspazieren, oder ob nach der neuen die verhältnißmäßig schwächeren Theile in Désavantage sind, genug bey mir hinkt es bald hier, bald dort, und sind die Unbequemlichkeiten aus den Gedärmen ans Diaphragma, von da in die Brust, ferner in den Hals und so weiter ins Auge gezogen, wo sie mir den am unwillkommensten sind.

Ich danke Ihnen, daß Sie der gestrigen Vorstellung haben beywohnen wollen. Da das Stück günstig aufgenommen worden, so läßt sich noch manches dafür thun, wie schon jetzt geschehen ist: denn es ist verschiedenes geändert. Mich dünkt, die Hauptsache kommt darauf an, daß man das, was allenfalls noch zu direkt gegen die Decenz geht, mildere und versuche, und daß man noch etwas heiteres, angenehmes, herzliches hineinretouchire. Bey den paar Proben, die ich im Zimmer hatte, ist mir manches eingefallen. Ich schicke Ihnen gelegentlich das Theaterexemplar, wo Sie die Veränderungen, die ich in diesem [242] Sinne gemacht, schon beurtheilen können und mir Rath geben werden zu ferneren. Auch wird man die Schauspieler mehr bearbeiten können, da es doch der Mühe werth ist: denn ein Stück mehr auf dem Repertorium zu haben, ist von größerer Bedeutung als man glaubt.

Den Bürgergeneral will ich ehstens vornehmen. Ich dachte schon die dogmatische Figur des Edelmanns ganz herauszuwerfen; allein da müßte man einen glücklichen Einfall haben am Schluß die widerwärtigen Elemente durch eine Schnurre zu vereinigen, damit man den Deus ex machina nicht nöthig hätte. Das müßte man denn gelegentlich bedenken.

Da Oels bis auf den 26. Urlaub hat, so würde man wohl bey der frühern Austheilung bleiben. Ich wünsche zu hören, wie weit Sie sind und wann Sie glauben Leseproben halten zu können.

Da ich sobald noch nicht ausgehen kann, so besuchten Sie mich vielleicht bey guter Tageszeit auf ein Stündchen, vielleicht im Mittage. Ich würde Ihnen dazu den Wagen schicken.

Ich wünsche, daß Sie wohl leben und an eigene Plane denken mögen.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1805. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-764F-8