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An August Wilhelm Schlegel

[Concept.]

Ohne mich lange zu besinnen, will ich Ihnen sogleich auf Ihren freundlichen Brief vom 10. Juni antworten und Sie in Dresden begrüßen.

Haben Sie Dank für das überschickte Athenäum, dessen Inhalt mir schon sehr angenehm und erfreulich gewesen wäre, wenn auch die Verfasser mich und das meinige nicht mit einer so entschiedenen Neigung begrüßten. Was meine jüngern Freunde gutes von mir denken und sagen will ich wenigstens durch unaufhaltsames Fortschreiten verdienen, in so fern es mir die Natur nach ihrem gewöhnlichen Gange nicht zuletzt verbietet.

Das einzelne wird uns manche angenehme Unterhaltung gewähren wenn wir uns wieder sehen, oder ich einige ruhige Stunden finde und etwas weitläufiger schreiben kann. Bey der Energie und Klarheit, mit der Sie zu Werke gehen, bitte ich Sie Mäßigkeit und Gerechtigkeit immer walten zu lassen. Diese sinds die auf die Folge unsern Wirkungen immer den größten Nachdruck geben.

Vergangene Woche habe ich mich besonders mit Arbeiten für den nächsten Almanach beschäftigt und wünsche, wenn er Ihnen künftig in die Hände kommt, daß Sie sich unter meinen diesjährigen Producktionen auch einige Günstlinge aussuchen mögen.

[182] Zugleich aber ersuche ich Sie auch dieses Jahr uns mit einigen Ihrer Gedichte zu erfreuen, wäre es gleich nichts großes, so wünschte ich doch ich doch daß Sie keine Pause machten. Ich sehe, was mich betrifft, es als eine nähere Verbindung an, wenn ich Ihren Rahmen im Almanach weiß. Es ist eine Art von geistiger Nachbarschaft, von Zusammenwohnen einer kleinen Colonie, die dadurch eine Ähnlichkeit der Gesinnungen ausspricht. Auch Schiller sieht einem solchen Beytrage mit Verlangen entgegen.

Danken Sie Herrn Tieck für die überschickten Gedichte, sie werden in die Sammlung dankbar aufgenommen werden.

Grüßen Sie Ihren Herrn Bruder und danken ihm für die übersendete Schrift, nächstens schreibe ich beyden selbst und wünsche ihrem Andenken empfohlen zu seyn.

Die Bekanntschaft meiner werthen Berliner Freundin wird Ihnen gewiß viel Freude gemacht haben. Ich schätze beyde Frauenzimmer sehr hoch und habe alle Ursache für die Gesinnungen dankbar zu seyn die sie für mich hegen.

Die übrige Societät hoffe ich werden Sie mir schildern, wenn wir uns wiedersehen.

Wenn ich irgend jemals neugierig auf die Bekanntschaft eines Individuums war, so bin ichs auf Herrn Zelter. Gerade diese Verbindung zweyer Künste ist so wichtig und ich habe manches über beyde im Sinne,[183] das nur durch den Umgang mit einem solchen Manne entwickelt werden könnte. Das originale seiner Compositionen ist, so viel ich beurtheilen kann, niemals ein Einfall, sondern es ist eine radicale Reproduction der poetischen Intentionen. Grüßen Sie ihn gelegentlich aufs beste. Wie sehr wünsche ich daß er endlich einmal sein Versprechen, uns zu besuchen, realisiren möge.

Übrigens wird über allerley gebrütet, sobald die Küchlein auskriechen sollen Sie gleich Notiz davon haben.

Professor Meyern, de jetzt in Weimar ist, habe ich Ihren Gruß überschrieben. Sie sollen bald seine Gedanken über das bewußte Werk vorläufig erfahren.

Leben Sie recht wohl, grüßen Ihre werthe Gattin, gedenken mein und lassen bald wieder von Sich hören.

Jena am 18. Juni 1798.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An August Wilhelm Schlegel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7692-0