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An den Herzog Carl August

Wir hören das Carneval sey zu Ihren Ehren verlängert worden, ich wünsche daß es auch zu Ihrer Freude möge geschehen seyn.

Bey uns ist es desto ruhiger. Seit dem Abscheiden der Frau v. Zigesar welche von Graf Marschall magnetisirt, von Mephistopheles aber würcklich kurirt worden und ihre Wundergaben wohl schwerlich in Weimar wieder produciren wird, sind die Pistolenschüße in Fiesko von Genua das lauteste gewesen was wie hier vernommen haben.

Die Engländer haben sich, weil sie weggehen, hiesige Hofuniformen machen laßen und gefallen sich zwischen ihren Epauletten auserordentlich wohl.

Ich bin fleißig, leider giebt es aber nicht viel aus. Tasso wächst wie ein Orangebaum sehr langsam. Daß er nur auch wohlschmeckende Früchte trage.

[86] Mit Schmidt der mir gleich ist habe ich ein lang Gespräch in der Commödie gehabt. Es kamen einige Sachen vor von denen Sie mir zu schreiben erlauben.

Es ist im Wercke daß man dem Seiler Wächter neben der Buchholzen die Erlaubniß Schläuche zu verfertigen geben will. Wir fürchte beyde es werde die Operation dem Gewerbe mehr schaden als nutzen. Es ist nicht so ausgebreitet daß mehrere Personen mit entschiedenem Vortheil sich darin sollten theilen können. Die Concurrenz wird geringere Preise erzwingen, die Fremden werden davon profitiren und die Waare wird wahrscheinlich geringer und beyde reiben sich auf. Die Buchholz ist betriebsam, und verdient wohl daß man auf ihre Erhaltung dencke und ihr einigen Vortheil gönne, um so mehr als sie nicht schuldenfrey, ja der Kriegskasse noch 700 schuldig ist, die sie richtig verinteressirt und nach abzutragen sucht. Käme sie zurück; so bliebe nichts übrig als ihr väterlich Hauß anzuschlagen und eine Person zu Grunde zu richten die sich bisher wacker gehalten hat und deren Unternehmungen eine Folge und Glück hatten. Ich will nicht wie andre behaupten, daß es eine Privatabsicht des Majors Germar sey mit dem sie sich von Anfang her nicht vertragen hat. Etwas menschliches kann aber doch dabey zum Grunde liegen. Der Präsident und ich dencken überein und bitten nur daß Sie es nochmals überlegen möchten! es ist mir unbekannt [87] was man für die Theilung des Gewerbs angeführt hat.

Sodann wird das hiesige Rentamt, durch Wirsings gebetene Retraite leer. Der Commissarius Seidel hat sich dazu gemeldet, man traut ihm die Fähigkeiten zu, für seine Redlichkeit bin ich bürge. Die Cammer scheint wohl für ihn gesinnt und ich glaube ihn besonders vor seinen Competenten empfehlen zu dürfen. Ich bin überzeugt daß ausser den gewöhnlichen Dienst Verrichtungen er der erste seyn wird, der den magischen Schleyer, welcher die Renth Amts Geschäfte noch immer zudeckt, gerne und freywillig wegzieht. Er kennt das Hockuspockus recht gut, wodurch man Cammer und Fürsten in ewigen Zweifeln und Dunckelheit zu halten weiß und selbst einiger Verlust an eignen Einkünften wird ihn nicht abhalten manches zu entdecken, das auf die allgemeine Ordnung und Klarheit von nicht geringem Einfluß wird.

Professor Schütz von Jena schreibt mir und bittet sein Gesuch um eine Zulage in Erinnrung zu bringen. Da Hasse nicht kommt und Mag. Paulus mit der blosen Besoldung ex fisco academico zufrieden seyn will; so wären die 200 rh. welche jenem angeboten worden vacant.

Von Moritz habe ich noch nichts gehört, ich bitte ihm inliegendes Blättchen zu geben.

Von Arends habe ich auch noch keine Antwort, mich verlangt sehr darnach. Der Präsident hat mich[88] auf eine freundliche Weise eingeladen an dem wichtigen Wercke des Schloßbaues pro virilii Theil zu nehmen. Das beste was man für die Sache thun kann ist für die Menschen zu sorgen, die das was geschehen soll klug angeben und genau ausführen. Wir verstehns ja alle nicht und höchstens können wir wählen. Alles gehe nach Wunsch und da Sie bauen wollen, werden Sie uns ja auch den lieben Frieden erhalten helfen.

Ich bin sehr neugierig auf die Schilderung scheint sich wohl zu befinden, der Prinz auch. Riedeln habe ich mercken laßen daß Sie gute Gesinnungen gegen ihn geäußert, es hat ihn sehr aufgemuntert und ein muntrer Mensch thut wenigstens alles wenigstens alles was er kann, wenn ohne dieß ein Trieb in ihm liegt.

eben Sie recht wohl. Empfehlen mich den Schönheiten und gedencken mein zur guten Stunde.

W. d. 19. Febr. 89.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1789. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7697-6