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An Friedrich Schiller

In den ersten Tagen meines Hierseyns erhielt ich, durch Kirms, die Nachricht daß Iffland meinen Tancred den 18. Januar, zur Krönungsfeyer, aufführen wolle. Ich habe ihm zwey Acte geschickt und denke den Überrest nachzusenden. Hätte er früher etwas von einer solchen Absicht merken lassen, so hätte man die Chöre hinzufügen und dadurch dem Stück mehr Leben und Masse geben können.

Mag es indessen gehen wie es kann; aber da ich auf diese Weise compromittirt bin, so muß ich wenigstens noch 8 Tage hier bleiben um das Ganze fertig [158] zu machen, denn absetzen darf ich gar nicht. Um nur das möglich zu machen was geschehen ist, habe ich in diesen Tagen meines Hierseyns die absolute Einsamkeit statuirt, keinen Philosophen noch Physiker, kurz, außer Lodern, gar niemand gesehen. Ich habe mich in dem romantisch tragischen Kreise gehalten und das was ich mache, so wie das was ich gemacht habe, erscheint mir doch einigermaßen in einem günstigen Lichte, welches höchst nöthig ist, wenn man fertig werden will.

Da an Iffland, wie mir Kirms schreibt, noch nichts gegangen ist, so wäre mein Rath man suchte ihn auf den Mai zu bestimmen; denn ich weiß überhaupt nicht wie er, oder irgend ein bedeutender Berliner Schauspieler, im Januar kommen will, wenn sie den 18. J. auf das Krönungsfest, entweder den Tancred, oder irgend ein bedeutendes Stück geben wollen. Erlauben Sie daß der Hofkammerrath Kirms Sie deshalb spreche, ich werde ihn dazu veranlassen.

Nun muß ich Sie aber inständig ersuchen mit Meyern, den ich recht sehr zu grüßen bitte, sich der Aufführung der Iphigenia anzunehmen. Auch wird Probe und Vorstellung immer genug Interesse für Sie haben, da das Stück doch ganz als lyrische Tragödie erscheint.

Weiter weiß ich nichts zu sagen und füge nur noch ein herzliches Lebewohl hinzu.

Jena am 16. Dec. 1800.

G. [159]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1800. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-769A-F