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An Johann Heinrich Meyer

Lassen Sie mich auf diesen Botentag, mein werther Freund, nicht ohne Nachricht von Ihnen und schicken, wenn es möglich, einiges Manuscript; damit ich den zweyten Bogen ausgefüllt sehe. Die chromatischen Arbeiten fangen wieder an einigermaßen in Zug zu kommen, und ich würde mich freuen sie nach und nach loszuwerden wenn nicht immer eine neue Mühseligkeit bevorstünde.

Von Rungen habe ich einen recht hübschen Brief. Der gute Mann zerdisputirt sich mit den Newtonianern um ihn her, die ihm nun ein für allemal nach der alten Orthodoxie begreiflich machen wollen, daß jeder Quark weiß sey. Man quält ihn auch mit dem bekannten Schwungrade, und es ist recht hübsch zu sehen, wie er seine Sinne und seinen Menschenverstand zu salviren sucht. Eigentlich kann ich mich aber weder mit ihm noch mit andern erklären. Wenn meine Farbenlehre gedruckt ist, so wird er manches lesen, was ihm frommt.

Schreiben Sie mir doch auch, ob Sie mit den geistlichen Grab- und Höllenwächtern in Ordnung gekommen sind? ob der Grund zum Monument gegraben ist und herausgeschlagen wird? Was haben sie denn verlangt? Wenn es nicht viel ist, so könnte man diese hungrigen Seelen allenfalls erquicken: denn [466] ich behalte noch etwas übrig, das ich aber gern zu anderm Zweck benutzen möchte.

Auf Ihr Prachtgefäß bin ich sehr neugierig und wünsche überhaupt Sie bald wiederzusehen. Wenn ich nur noch einiges abgeschlossen habe; so komme ich hinüber, und dann wollen wir mit gutem Muth dem kürzesten Tag entgegengehen.

Suchen Sie doch von den Gemmen des Fürsten Reuß durch Facius recht schöne Abdrücke zu erhalten, es ist der Mühe werth sie zu besitzen. Leben Sie recht wohl und gedenken Sie mein.

Jena den 1. December 1807.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1807. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7704-6