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An den Freundeskreis in Weimar
Rom d. 22. Nov. 86.
am Cecilien Feste.
Das Andencken dieses glücklichen Tages, muß ich durch einige Zeilen lebhafter erhalten und was ich genoßen wenigstens historisch mittheilen. Es war das schönste, ruhigste Wetter, ein ganz heitrer Himmel und warme Sonne. Ich ging mit Tischbein nach dem Petersplatze, wo wir erst auf und abgehend und wenn es uns zu warm wurde im Schatten des großen Obelisks, der eben für zwey breit genug geworfen wird, spazierten und Trauben verzehrten die wir in der Nähe gekauft hatten.
Dann gingen wir in die Sixtinische Capelle, die wir auch hell und heiter, die Gemälde wohl erleuchtet fanden. Das iüngste Gericht und die manigfaltigen Gemälde der Decke von Michel Ange theilten unsre Bewunderung. Ich konnte nur sehen und anstaunen. Die innre große Sicherheit und Männlichkeit des Meisters, seine Großheit geht über allen Ausdruck. Nachdem wir alles wieder und wieder gesehn, verließen wir dieses Heiligthum und gingen nach der Peterskirche, die von dem heitern Himmel das schönste Licht empfing und in allen Theilen hell und klar war. Wir ergötzten uns als genießende Menschen, an der Größe und Pracht, ohne durch allzuecklen und [63] zu verständigen Geschmack uns dies mal irre machen zu laßen und unterdrückten jedes schärfere Urtheil. Wir erfreuten uns des erfreulichen.
Endlich bestiegen wir das Dach der Kirche, wo man das Bild einer wohlgebauten Stadt im Kleinen findet. Häuser und Magazine, Brunnen (dem Ansehn nach) Kirchen und einen grosen Tempel, alles in der Luft, und schöne Spaziergänge dazwischen. Wir bestiegen die Kuppel, und besahen die heitere Gegend von den Apenninen dem Berg Sorackte, nach Tivoli, die Vulkanischen Hügel, Fraskati, Castelgandolfo und die Plaine und weiter das Meer. Nahe vor uns die ganze Stadt Rom, in ihrer Breite und Weite, mit ihren Berg – Pallästen, Kuppeln pp. Es rührte sich keine Luft und in dem kupfernen Knopf war es heiß wie in einem Treibhause. Nachdem wir das alles beherzigt hatten, stiegen wir herab, und ließen uns die Thüren zu den Gesimsen der Kuppel, des Tambours, und des Schiffs aufschließen. man kann um selbe herumgehn und diese Theile und die Kirche von oben betrachten. Als wir auf dem Gesimse des Tambours standen, ging der Papst unten vorbey, seine Nachmittags Andacht zu halten. es fehlte uns also nichts zur Peterskirche. Wir stiegen völlig herab und nahmen in einem benachbarten Gasthofe ein fröhliches, frugales Mahl und setzten unsern Weg nach der Cecilien Kirche fort. Viele Worte würde ich brauchen um die Auszierung der ganz mit [64] Menschen angefüllten Kirche zu beschreiben. Man sah eben keinen Stein der Architecktur mehr. Die Säulen waren mit rothem Sammt überzogen und mit goldnen Treßen umwunden. Die Capitäle mit gesticktem Sammt in ohngefährer Capitälform, so alle Gesimse und Pfeiler behängt und bedeckt. Alle Zwischen Räume der Mauer mit lebhaft gemahlten Stücken bekleidet daß die ganze Kirche mit Mosaick ausgelegt schien, und über zwey hundert Wachskerzen brannten um und neben dem Hoch Altar so daß die ganze eine Wand mit Lichtern besetzt war und das Schiff der Kirche vollkommen erleuchtete. Eben so waren die Seitengänge und Seiten Altäre geziert und erhellet. Gegen dem Hochaltar über unter der Orgel, waren zwey Gerüste erbaut auch mit Sammt überzogen, auf deren einem die Sänger auf dem andern die Instrumenter standen, die anhaltend Musick machten. Die Kirche war voll gedrängt. Eine schöne Art musikalischer Aufführung hört ich hier. Wie man Violin oder andre Conzerte hat; so führen sie Conzerte mit Stimmen auf. daß die eine Stimme, der Sopran herschend ist, und Solo singt, das Chor von Zeit zu Zeit einfällt und ihn begleitet. Es versteht sich immer mit dem ganzen Orchester. Es thut gute Würckung. – Ich muß endigen, wie wir den Tag enden mußten. Denn Abends gingen wir noch vor der Oper vorbey wo eben die Litiganti aufgeführt wurden und hatten des Guten soviel genoßen daß wir vorübergingen.
[65] Wie viel wäre noch von allem zu sagen aber ich schließe.
G.