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An Christian Gottlob Voigt

Da wir im Ganzen noch an einem Faden hängen, der wie ich hoffe nicht reißen soll, so ist, wie immer, die einzelne Thätigkeit nothwendig und lobenswerth, ich freue mich, und danke Ihnen daß Sie für unsern kleinen Kreis, bey so mancherley äußern Sorgen, auch den innern unverrückten Sinn behalten.

Wenn man den kleinen Chirurgum nach Jena ziehen, und Hufeland diese Ruthe entweder brauchen kann, oder sie sich aufbinden will, so habe ich nichts dagegen. Übrigens sollte ich denken daß er hier, in der beweglichen Masse, besser als dort, in der stockenden, gedeihen werde.

Ich bin sehr für Ihren zweyten Entschluß die Caducität nur simpliciter zu verfügen; wir haben so vielerley Arten die reuigen zu rehabilitiren. Haben Sie nur die Güte, die Nummern, sobald als möglich, mit der von mir zurückgelassnen Erklärung, an die weimarischen benannten Deputirten, vielleicht auch an die ilmenauischen, gelangen zu lassen, damit Sie nur Anlaß haben den Johannistermin beyzutreiben. Übrigens werde ich Sie, werthester Freund, da mir denn doch meine Italienische Reise, bey dem ersten günstigen Sonnenblick, bevorsteht, auf das dringendste bitten, in dieser Angelegenheit eine andere Organisation befördern zu helfen; denn, so wie es jetzt steht, ist es[169] für uns und alle Theilnehmer ein Ideale von einem verdrießlichen Geschäfte, das, in einzelnen Momenten, immer ungelegen kommt, und beynah nur abgewiesen wird, und dann wieder, als Masse, uns, in gewissen Epochen, zustürzt, ohne daß wir uns ihm eigentlich gewachsen fänden.

Durch Ihre mineralogische Beylage haben Sie meine und Loders Vergeßlichkeit beschämt, sie soll gleich besorgt werden.

Die den Schloßbau betreffenden Papiere sind theils de facto resolvirt, theils mag der Inhalt, wie von so vielen andern, in Gottes Nahmen auf sich beruhen; ich bringe sie wieder mit, wenn ich künftige Woche, nach Weimar komme.

Dann werde ich auch wegen eines publicandi in Bergwerkssachen meine Meinung eröffnen. Leben Sie recht wohl und gedenken meiner. Könnten wir Sie einen Tag hier sehen, so würde Ihre freundschaftliche Gegenwart meinem hiesigen Aufenthalte einen neuen Reiz geben. Jena den 22. August 1796.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1796. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7775-A