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An Ernst Heinrich Friedrich Meyer
Ew. Wohlgeboren
sende hiebey einige fragmentarische Blätter, ich notirte die Einzelnheiten auf meinen Sommerreisen in Gefolge manches Gespräches, einsamen Nachdenkens und zuletzt angeregt durch Ihre Briefe. Das hier Angedeutete auszuführen, in Verbindung zu bringen, die hervortretenden Widersprüche zu vergleichen, fehlt es mir gegenwärtig an Sammlung, die ein folgerechtes Denken allein möglich macht; indessen wollte ich im nächsten [298] Hefte der Morphologie diese Blätter abdrucken lassen und Sie zu einer prüfenden Theilnahme freundlichst einladen; nun aber halte ich es für gerathener, Ihnen das Manuscript zuzusenden und Sie zu ersuchen, diese paradoxen Sätze als Text oder als Anlaß zum eigenen Betrachten anzusehen und mir einiges darüber [zu] schreiben, das ich gleichfalls in das morphologische Heft unter Ihrem Namen einrücken könnte. Ein solches Zeugniß reiner Sinn- und Geistesgemeinschaft würde mir sehr erfreulich seyn.
Der ich mit den besten Wünschen und in Hoffnung, von Ihrer fortgesetzten Thätigkeit zu vernehmen, für dießmal abschließe, nur noch für die botanische Monographie dankend, die mich zu Betrachtung der Kupfer dieses Geschlechts, welche mir unseres Fürsten botanische Bibliothek reichlich lieferte, eine Zeitlang bey diesen mir sonst nicht wohl unterscheidbaren Gestalten festhielt.
Das schönste Lebewohl.
treulich theilnehmend
J. W. v. Goethe.