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An Gaëtano Cattaneo

[Concept.]

Die glückliche Ankunft der für Weimar bestimmten Sendung von Büchern und Medaillen verfehle nicht sogleich zu vermelden. Jene enthalten für den Kunstfreund wahrhafte Schätze und diese haben mir ein[209] großes Vergnügen gewährt, so daß ich für Ihre geneigte Bemühung und für die Sorgfalt, womit Sie die Aufträge ausrichten wollen, den verbindlichsten Dank abstatte.

Da nun aus dieser ersten Sendung hervorgeht, daß noch manche wünschenswerthe Gepräge in jenen Sammlungen vorhanden seyn mögen, so ersuche Dieselben mir noch hundert dergleichen Medaillen nach eigner Überzeugung gefällig auszusuchen, wobey ich jedoch die Bitte hinzufüge, daß Sie sich möchten auf das 15. und 16. Jahrhundert beschränken und nur solche wählen, welche wahrhaften Kunstwerth haben und wohl erhalten sind.

Ich beeile mich Gegenwärtiges abzusenden und füge nur noch meinen verbindlichsten dank hinzu für die schönen neuesten in Mailand geprägten Medaillen, wodurch mir die dortigen verdienten Künstler näher bekannt geworden.

Vorzüglich hat mich das Bildniß der Höchstseligen Kaiserin gerührt, indem es mich an die glücklichen Tage erinnerte, wo mir das günstigste Schicksal zu Theil wurde, dieser unvergleichlichen Dame in engerem Kreise aufzuwarten. Ist mir doch als wenn der Künstler, indem er sie als eine schwebende Gottheit vorstellt, ihr Hinscheiden geahndet und so Willkommen und Abschied zugleich vorgestellt hätte.

Zum Schlusse sey mir noch eine Bemerkung erlaubt, daß nämlich die Bücherkisten in einem sehr[210] zerbrochenen Zustand angelangt, obgleich dadurch dem Inhalt nicht geschadet worden.

Eben so ist auch das Kistchen mit den Medaillen in Stücken zerbrochen angekommen, da es aber zwischen die Bücher eingeklemmt war, auch die Medaillen sorgfältig gepackt waren, so haben sie keinen Schaden gelitten. Ich bemerke dieses mit der Bitte bey der nächsten erbetenen Sendung einen starken wohlverwahrten Kasten nehmen zu lassen. Denn freylich mögen solche Waaren besonders bey'm Übergang der Gebirge viel zu leiden haben.

Die für unsern Fürsten bestimmten zwey silbernen Medaillen werden, so wie die übrigen Zeugnisse Ihres gefälligen Urtheils bey seiner nächsten Ankunft freundlichst empfangen.

Herrn Brocchi danken Sie auf das verbindlichste für die übersendeten Werke. Die mannichfaltigste Belehrung, die mir schon bey früherer Kenntniß derselben geworden, verpflichtet mich zu besonderer Anerkennung. Möchte ich doch demselben, so wie auch Ihnen, verehrter Mann, für so viele Theilnahme und Bemühung etwas Freundliches erzeigen können. Der ich mich zu geneigtestem Andenken bestens empfehle und nur noch schließlich melde, daß eine französische Übersetzung meines Aufsatzes über das Abendmahl von Leonard bald erfolgen werde.

Ich schließe nur ungern, denn manches steht noch zu sagen zurück, und so muß ich noch aussprechen[211] und wiederholen, wie sehr die Medaille zum ehrenvollen Andenken unsers Fürsten alle seine anhänglichen Diener und Verehrer in Freude gesetzt hat, indem dadurch auch ihre Wünsche und das, was sie auszusprechen so gern Gelegenheit nehmen, von fremden Landen herausgesprochen worden.

[Jena] Ende [27.] Juni 1818.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1818. An Gaëtano Cattaneo. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-77D4-1