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An Sophie von La Roche
[Frankfurt, Anfang Juni [Mai!] 1774.]
Liebe Mama. Ich habe des künftigen Merkurs Stellen gelesen, die mich betreffen. Er tracktirt die Sache wie ein braver Kerl, der vest im Sattel sizt. Ich habe nie was gegen ihn gehabt, und nun verzeih ich ihm auch seine Lästerungen wieder meine Götter!
Zu Sindlingen auf der goldnen Hochzeit, da ich ach den Geburtstag Ihrer lieben Max herbeytanzte, hab ich Ihrer viel gedacht. O Mama! es waren viel Lichter da, und Schweyzers Willemine kriegte mich am Arm und fragte: warum zündt man so viel Lichter an? Das war eine Frage einen ganzen Sternhimmel zu beschämen, geschweige eine Ilumination. Ich hab mich nach Ihnen umgesehen, hab Ihrer Max den Arm gegeben wenig Augenblicke.
Wenns Ihnen auch nicht ums Herz ist sich zu repandiren, sagen Sie mir doch ein Wort vom Herzen. Sie werden seyn, wie Sie meinem Rad Schwung geben [163] wenn Sie meinen Werther lesen, den fing ich an als Sie weg waren den andern Tag, und an einem fort! fertig ist er.