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An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

erhalten hierbey verschiedenes früher Gesendetes zurück.

Die Recension von 298 ist eine sehr tüchtige Arbeit. Es war gewiß nicht leicht, Herrn Görres Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und sein vieles Gute durch ein Urtheil zu organisiren, was ihm bey der Arbeit selbst nicht geglückt war.

Mit dem Recensenten 427 werden wir freylich nicht lange zusammenbleiben. Ich weiß nicht, wie es Ew. Wohlgeb. mit diesen beyden Recensionen zu halten denken. Die Eine über den Almanach dramatischer Spiele ginge allenfalls noch an, wenn Sie die angestrichene Stelle pag. 10 herausredigiren könnten; die zweyte hingegen halte ich für ganz unzuläßig. Diese Ehrenmann hat hinunterwärts einen recht guten Blick und übersieht die Kotzebuischen Sümpfe genugsam, um einige Felsstücke, die über ihn reichen, verdreht er sich gar zu sehr den Hals, um hinaufzusehen; wenn sein Tadel ganz verständig und geistreich ist, so wird sein Lob mitunter ganz abgeschmackt.

Ew. Wohlgeb. werden am besten wissen, wie Sie es auf eine läßliche Weise mit ihm halten.

Wollen Sie wohl Kotzebues Reise nach Italien an Fernow geben, sowie auch die von Benkowitz, [4] wenn beyde noch nicht ausgetheilt sind? Solche Schriften haben zwey Seiten: einmal ist es alles Dankes werth, daß sie uns die neusten Nachrichten aus einem solchen Lande, und wenn es mitunter auch Klatschereyen wären, zubringen: auf der ander Seite prostituirt sich mitunter der Verfasser durch Unwissenheit oder Vorschnelligkeit, und das kann man ihm ja wohl zu verstehen geben. Ich glaube, daß Fernow der Mann ist, beyde Ansichten recht gut zu fassen.

Darf ich wohl um Nummer 75 des gegenwärtigen Jahrgangs und zwar eines geringen Exemplars bitten? dieses Blatt ist mir vonhanden gekommen.

Ich habe schon lange gewünscht, Ew. Wohlgeb, in Jena aufzuwarten und über manches, besonders auch über die Bauangelegenheiten zu sprechen. Vielleicht gelingt es mir nach den Feyertagen.

Die Ankunft unseres Wolf, auf die ich in der nächsten Woche hoffen kann, macht mir große Freude. Wahrscheinlich sehen Sie ihn früher, als ich, da ich denn die besten Grüße auszurichten bitte.

Könnten Ew. Wohlgeb. mir Montucla, Histoire des mathématiques etc. entweder aus der Universitätsbibliotheck oder von einem Freunde verschaffen, so geschähe mir gegenwärtig ein besonderer Gefalle.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und für alle geneigte Theilnahme herzlichen Danck abstatte.

Weimar den 25. May 1805.

Goethe. [5]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1805. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7806-9