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An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeboren

letzter Verabredung gemäß haben wir die Windischmannische Recension nochmals in Betrachtung gezogen und wohl überlegt, ob man etwa, wie Sie wünschen, durch eine Anfuge der Sache eine gewisse Wendung geben könnte. Leider aber hat es sich nicht[137] machen wollen. Denn sollte man sich nicht zu einem Aufsatze entschließen, bey welchem der Verfasser des Werks seinen Einfluß allenfalls eingestehen dürfte; so würde man darin nothwendig zu berühren haben, wie sich Freunde sowohl als Widersacher bisher benommen, und hierzu, wie ich gern gestehe, scheint es mir noch nicht Zeit. Man muß wohl abwarten, inwiefern diese Arbeit sich selbst Raum macht, und inwiefern sich Männer finden welche dem Gegenstand durch einige Jahre, sowohl experimentirend als theoretisirend, die gehörige Aufmerksamkeit widmen, und das Ganze in seinem Zusammenhange betrachten wollen. Alsdann wird man die Bequemlichkeit und Nutzen die Stimmen sammlen können; es wird sich beurtheilen lassen, wo die hauptsächlichsten Hindernisse liegen und ob wirklich gewisse Menschen das Einfachste einzusehen nicht im Stande sind, oder inwiefern böser Wille und Vorurtheil sie umnebeln. Sehr ungern sende ich daher das mir mitgetheilte Manuscript zurück und führe zu meiner Entschuldigung noch zum Schlusse dieses an, daß ich auch hier wohlzuthun glaube, wenn ich auf meine alte Weise verfahre und den Wirkungen der Zeit nicht vorgreife.

Ich empfehle mich bestens und wünsche immer zu vernehmen, daß Sie Sich wohl befinden

Mit vorzüglicher Hochachtung

Weimar den 4. August 1811.

Goethe. [138]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1811. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7813-B