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An Ottilie von Goethe

Hier send ich dir, meine liebe Tochter, abermals eine Melone mit der inständigen Bitte, die Kerne zurückzusenden und wo möglich auch von der vorigen; es ist bey guten Sorten den Gärtnern gar zu viel daran gelegen. Dich zu dieser kleinen Aufmerksamkeit, welche dir doch auch kommendes Jahr zu [82] Gute kommen kann, noch dringender zu bewegen, vermelde, daß ein Viertelscentner Musicalien angekommen ist, welche als Gegengabe der gewünschten Kerne, die jedoch separat zu halten sind, erfolgen sollen.

Rehbein hat mir einen freundlichen Brief geschrieben, welches vermelde.

August soll beykommende Notiz zu seinen mineralogischen Acten legen; es wird ihn freuen wie mich, daß er den Fundort der schönen Versteinerungen kennen lerne.

Unter den Kupferstichen sind sehr schöne Sachen, die ich mir lange gewünscht und die mir in meiner Einsamkeit zu großer Unterhaltung dienen. Lebe recht wohl, grüße Ulriken und die Mama's in aufsteigender Linie. Mein Mittagessen macht sich nach und nach ganz leidlich; wenn ihr mir für den Abend und manchmal für ein gutes Gemüs sorgt, so wäre ich nothdürftig versehn.

Vermelde mir etwas von Frau von Imhof und was von ihr zu hoffen und zu fürchten seyn möchte.

Erzähle mir auch etwas vom Walther, aber laß Ulriken dieß und anderes besorgen und thun; freylich ist es für sie ein großes Opfer, da sie ein paar tausend Nadelstiche versäumt, die ihr über alles lieb und kostbar sind. Eigentlich sieht's bey mir in der Stube nicht ganz lustig aus, verschimmeltes Pergament und Todtenköpfe könnte Fausts Studiergewölbe [83] nachahmen, wenn nicht der Blick in den lustigen Garten wieder das Entgegengesetzte empfinden ließe.

Die schönsten Tage und Abende wünschend

Jena den 30. Juni 1820.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An Ottilie von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-785C-B